Prof. Dr. Ursula Walther
Prof. Dr. Ursula Walther ist seit April 2012 Professorin für Finanzwirtschaft am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Außerdem ist sie Dekanin des Fachbereichs und Vorsitzende des Fachbereichsrats.
Ihr Schlüssel zum Erfolg: Vernetzung und der Austausch mit Kolleg*innen, die immer wieder frische Perspektiven ermöglichen und helfen, Routinen zu durchbrechen.
Wer oder was diente für Sie als persönliche Inspiration für Ihren Berufsweg als HAW-Professorin?
Zwei Professoren aus meiner Studienzeit haben mich besonders inspiriert – einer von der FernUniversität Hagen und einer von der Universität Bonn. Es waren zwei Männer, die für mich dennoch als Role Models dienten, da mich deren fachliches Wissen und Souveränität beeindruckt haben. Auch mein Doktorvater hat mich geprägt: Seine Begeisterung für seine Professur war für mich wegweisend. Insgesamt waren es also vor allem männliche Professoren, die mir als Vorbilder dienten. In Mathematik und BWL gab es kaum Frauen.
Angewandte Wissenschaft bedeutet für mich…
solide Theorien mit praktischer Anwendung zu verbinden. Ich denke, der Ausgangspunkt von Forschung – auch im angewandten Bereich – ist der aktuelle Stand des Faches und die theoretische Fundierung. Das Besondere liegt darin, die Theorie nicht nur weiterzuentwickeln, sondern sie auch für konkrete Anwendungen zu nutzen, um Lösungen zu schaffen. Ich halte wenig von dem häufig konstruierten Gegensatz zwischen Theorie und Praxis. Es geht genau um die Verbindung dieser beiden Bereiche.
Welchen Herausforderungen sind Sie während Ihrer Laufbahn in der Wissenschaft begegnet und wie haben Sie diese bewältigt?
Ich habe einen späten Fachwechsel vollzogen. Nach meiner Promotion in Mathematik war ich zunächst in der finanzwirtschaftlichen Praxis tätig, bevor ich relativ spät akademisch in die Finanzwirtschaft zurückkehrte. Das erforderte eine neue wissenschaftliche Grundlage, was eine echte Herausforderung war. Rückblickend würde ich manche Sachen anders angehen. Was mir letztlich geholfen hat, war aktive Vernetzung und Zusammenarbeit mit Fachkolleg*innen: mit Professor*innen, Habilitierenden oder Personen aus angrenzenden Hochschulen. Eine Weile war ich zu isoliert – den Weg der Vernetzung hätte ich früher und entschiedener beschreiten sollen.
Was würden Sie zu Ihrem früheren Ich sagen?
Mein früheres Ich unterscheidet sich gar nicht so sehr von meinem heutigen. Ich bin reifer und erwachsener geworden und verfüge über einen größeren Erfahrungsschatz, aber bin im Kern die gleiche Person. Der Rat, den ich meinem früheren Ich mitgeben würde: Behalte deine Neugier und habe weniger Angst. Obwohl ich im Zweifelsfall eher die Flucht nach vorn gewählt habe, hätte ich mir manchmal mehr Vertrauen in mich selbst und mehr Entschlossenheit gewünscht, den eigenen Weg zu gehen.
Wie bleiben Sie kreativ und innovativ in Ihrer Forschung und/oder Lehre?
Zurzeit betreibe ich aufgrund meiner Aufgaben als Dekanin nur wenig Forschung. Eine der wichtigsten Inspirationsquelle sind für mich Konferenzen, um dort Ideen und Anregungen mitzunehmen. So sind auch häufig Themen für Abschlussarbeiten entstanden. In der Lehre hat die Digitalisierung während der Corona-Pandemie einen starken Innovationsschub ausgelöst. Außerdem ist es hilfreich, Ideen von Kolleg*innen aufzunehmen. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel Anregungen eines neuen Kollegen aufgegriffen und meine Veranstaltung angepasst. Das führt zu immer wieder neuen Perspektiven. Der Schlüssel ist, aktiv zu werden, wenn Routine oder Langeweile aufkommen.
Das könnte Sie auch interessieren:
weitere Interviews mit Professorinnen: