Prof. Dr. Sandra Schmidt

Prof. Dr. Sandra Schmidt ist seit Mai 2019 Professorin für Sicherheitsbehördliches Einsatzmanagement und Führungswissenschaft am Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement.

28.01.2025

Prof. Dr. Sandra Schmidt
Foto: Danijela Jelen

Ihr ungewöhnlicher Karriereweg führte Prof. Dr. Sandra Schmidt von einer langjährigen Praxis bei der Polizei in die Wissenschaft. Heute verbindet sie ihre Erfahrungen mit der Forschung und Lehre und forscht unter anderem zur Organisationskultur der Polizei.

Wer oder was diente für Sie als persönliche Inspiration für Ihren Berufsweg als HAW-Professorin?

Es war meine Vision, die mich inspirierte, den Weg zu gehen; die Vision, jungen berufsunerfahrenen Menschen während ihres Studiums eine Wegbegleiterin sein zu können, sie an meinem Wissen und auch an meinen praktischen Erfahrungen partizipieren zu lassen, sie bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen. Ich reflektiere hier auch, aber nicht allein, auf die fachliche Vorbereitung für den Berufsalltag, ich beziehe mich auf das Humboldtsche Bildungsverständnis: Entwicklung der Persönlichkeit und einer eigenen Haltung durch Bildung, womit die Selbstentwicklung zu einem verantwortlichen Menschen verbunden ist.
Mein Karriereweg in die Professur ist wohl als atypisch zu bezeichnen: Ich war mehr als zwanzig Jahre Polizistin und habe die Polizei als Polizeidirektorin verlassen. Ich kenne den Polizeialltag "auf der Straße", hatte Führungsverantwortung in meinen Funktionen u.a. als Dienststellenleiterin, Fachgruppenleiterin und Prorektorin der Fachhochschule Polizei in Sachsen-Anhalt. Ich habe mich in der Polizei akademisiert und neben meiner Vollzeittätigkeit meine Promotion betrieben, wobei sich damals bereits Praxis mit Lehre und Wissenschaft verbanden. Heute, als Professorin, hat sich das Verhältnis geändert: Lehre und Wissenschaft kombinieren sich mit der Praxiserfahrung. 

Was mich am Berufsbild der Professorin ansprach, war unter anderem die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für Lehre und Forschung mitzugestalten und dabei frei, selbstbestimmt und mit eigenen Schwerpunktsetzungen und frei von Routinen arbeiten zu können. 

Angewandte Wissenschaft bedeutet für mich…

…grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Themen zu verzahnen und für Fragestellungen der Praxis in und mit der Wissenschaft Antworten zu finden. Dies impliziert zugleich, Wissen zu generieren und weiterzugeben.  

Welchen Herausforderungen sind Sie während Ihrer Laufbahn in der Wissenschaft begegnet und wie haben Sie diese bewältigt?

Es gab eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen. Zum einen die, die sicher auch andere bewältigen müssen, zum anderen solche, die spezifisch waren für mich als "Seiteneinsteigerin" mit ausgeprägter beruflicher Erfahrung in einem gänzlich anderen Berufsfeld. Das Ausbilden der neuen Berufsrolle war mit Irritationen verbunden, die ich aber für mich gut klären konnte. 

Was wünschen Sie sich für Frauen in der Wissenschaft?

Der Frauenanteil bei den Professuren ist meines Erachtens noch zu gering, obwohl es bspw. Frauenförderprogramme gibt. Für die Frauen in der Wissenschaft wünsche ich mir, dass ihre Sichtbarkeit und damit die Akzeptanz sich erhöhen, sie sich in Netzwerken etablieren können und als Expertinnen angefragt werden. Um mich herum erlebe ich viele Frauen, die großartige Wissenschaftlerinnen sind und in höchster Qualität ihr Wissen in der Lehre weitergeben. Mein übergeordneter Wunsch wäre, dass sich kluge Köpfe verbinden, um Expertise und Erkenntnisse bei der Wissensgenerierung und dem Wissenstransfer einzubringen und Synergien zu erzeugen – ohne, dass das Geschlecht eine Rolle spielt. 

Was ist aus Ihrer fachlichen Perspektive das Besondere daran, Studierende für eine Tätigkeit in der Polizei auszubilden?

Ich lerne viele junge Menschen kennen, die teilweise sehr reflektiert und tolerant auf unsere Lebenssituation schauen, gesellschaftliche Entwicklungen mit mir diskutieren und ihren Beitrag zur Sicherheit in unserem Land leisten möchten. Die Gespräche, auch außerhalb des Lehrsaales, bereichern mich persönlich. Ich erlebe wissbegierige und neugierige Studierende, die denselben Weg in die Polizei nehmen, wie ich ihn seinerzeit gegangen bin. Das ist sinnerfüllend und herausfordernd zugleich, da sie mich – auch vor dem Hintergrund meiner beruflichen Vita – als Ansprech- und Vertrauensperson annehmen, wenngleich damit eine Menge Verantwortung verbunden ist. Diese Verantwortung bezieht sich auch auf die fachliche Perspektive: Ich, wie viele andere Akteur*innen auch, trage dafür Sorge, dass diese Menschen später für die anspruchsvolle und vielseitige Praxis als Polizistin oder Polizist in den unterschiedlichsten Funktionen so gut wie möglich vorbereitet sind. Darüber hinaus ist es mir wichtig, dass die Studierenden Wissen und Kompetenzen erwerben können, die sie auch für die weitere Zukunft gut aufstellen.

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