Wissenschaft stärken statt kürzen: Zukunft sichern
Berliner Senat beschließt Einsparungen bei Hochschulen allein 2025 in dreistelliger Millionenhöhe. Zu den geplanten Kürzungen ein Statement von Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der HWR Berlin.

Nach den massiven Kürzungen für das Jahr 2025 plant der Berliner Senat laut Tagesspiegel für 2026 und 2027 weitere Einsparungen von jeweils über 80 Millionen Euro. Dazu ein Statement von Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin:
Die Wissenschaft ist ein wichtiger Standortfaktor Berlins
Die jetzt veröffentlichten Sparvorgaben für die Jahre 2026 und 2027 setzen die eklatante Kürzungswelle fort, die durch die einseitige Aufkündigung der Hochschulverträge 2025 bis 2028 durch den Senat ausgelöst wurde. Es geht um drastische Einschnitte in Zeiten steigender Kosten – ein fatales Signal für den Wissenschaftsstandort Berlin.
Statt Wissenschaft finanziell und damit strukturell weiter zu beschneiden, braucht es eine auskömmliche, verlässliche und nachhaltige Finanzierung. Die Politik muss umdenken und Wissenschaft nicht als Belastung betrachten, sondern als eine Investition: Sie bringt nicht nur exzellente und anwendbare Forschung hervor, Hochschulen bilden dringend benötigte Fach- und Führungskräfte aus – für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft und auch für den Bildungs- und Forschungsbereich. Das kommt vor allem der Hauptstadt und der Metropolregion zugute – hat Strahlkraft weit über Berlins Grenzen hinaus und ist eine der tragenden Säulen des gesamten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Die Hochschulen Berlins betreiben Forschung auf Weltniveau
Die jetzt veröffentlichten Sparvorgaben für 2026 und 2027 geben die Richtung für die Haushaltsplanung vor – doch diese Richtung ist die falsche. Finanzielle Einschnitte führen unweigerlich auch zum Abbau von Studienplätzen in der BrainCity Berlin. Die Hochschulen Berlins betreiben Forschung auf Weltniveau und bilden zugleich jene Menschen aus, die Wirtschaft und Verwaltung funktionsfähig halten, reformieren und zukunftsfähig aufstellen sollen.
Die Nachfrage nach Studienplätzen an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) ist ungebrochen hoch – seitens der Studienbewerber und Studienbewerberinnen als auch der Arbeitgeber. Als größte Anbieterin des dualen Studiums und Hochschule für angewandte Wissenschaften sichern wir die Ausbildung von Absolventinnen und Absolventen, die für die Berliner Verwaltung, die Justiz und die Unternehmen der Hauptstadtregion unverzichtbar sind. Wer hier kürzt, gefährdet Studienplätze in der BrainCity Berlin und setzt die dringend notwendige Nachwuchssicherung für zentrale Zukunftsfelder aufs Spiel. Ab 2026 wird die Nachfrage nach Studienplätzen noch steigen und parallel dazu gehen die Babyboomer in den Ruhestand; der Abbau von mehreren tausend Studienplätzen in Berlin wäre ein eklatanter strategischer Fehler für unsere Stadt.
Mehr noch: Die Berliner Hochschulen sind essenzielle Partnerinnen für Bildungsaufstieg und soziale Gerechtigkeit – und damit für eine stabile Demokratie.
Berlin braucht starke Hochschulen
Die konkreten Auswirkungen der bis 2027 geplanten Millionenkürzungen im hohen zweistelligen bis dreistelligen Bereich auf die Berliner Wissenschaftslandschaft insgesamt und das Lehrangebot der HWR Berlin im Speziellen sind noch nicht vollständig absehbar. Aktuell verhandeln wir über die Kürzungen für 2025. Trotz der Herausforderungen setzen wir alles daran, ein verlässlicher Partner für Studierende, Wissenschafts- und Praxispartner im In- und Ausland zu bleiben und unser Studienangebot mit seiner speziellen Ausrichtung bestmöglich zu sichern.
Ob uns das gelingt, hängt nicht zuletzt von der Unterstützung durch die Senatsverwaltungen und Behörden ab, mit denen wir eng kooperieren und deren akademischer Nachwuchs bei uns studiert. Sollten die Kürzungen in diesem Ausmaß fortgesetzt werden, droht zwangsläufig ein Abbau von Studienplätzen – mit gravierenden Folgen für Berlin. Weder Polizei, Verwaltung, Justiz, Bauämter noch Senatsverwaltungen oder Unternehmen können sich einen solchen Verlust leisten.
Berlin braucht starke Hochschulen. Eine Schwächung des Wissenschaftssystems käme dieser Stadt teuer zu stehen. Jetzt ist die Politik gefordert, gemeinsam mit den Hochschulen tragfähige Lösungen zu entwickeln, die sich an den realen Bedarfen und der Zukunft orientieren und für alle Beteiligten akzeptabel sind.