Nachhaltige Mobilität von Hochschulangehörigen gestalten
Dazu arbeiteten Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis in einem co-kreativen Workshop des Hochschulnetzwerks Zukunft findet Stadt an innovativen Lösungen.

Was können Hochschulen tun, um ihre Angehörigen für nachhaltige Mobilität zu begeistern? Dieser Frage widmete sich ein interdisziplinärer Workshoptag, den das an der HWR Berlin ansässige Team des Hochschulnetzwerks Zukunft findet Stadt am 19.03. organisierte – mit großer Resonanz trotz BVG-Streik: Wissenschaftlerinnen aller fünf beteiligten Hochschulen sowie Expertinnen aus der Praxis – darunter Vertreterinnen von BVG, Nextbike, der Mitfahr-App CityHitcher und der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO – arbeiteten gemeinsam an innovativen Mobilitätslösungen. Besonders hervorzuheben: Drei Vizepräsident innen nahmen teil, die in ihren Hochschulen direkt an der Umsetzung mitwirken können.
Mobilität als Hebel für mehr Nachhaltigkeit
Den Anstoß dazu gab Prof. Dr. Silke Bustamante, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit der HWR Berlin. Denn Berechnungen zeigen auf: Rund 70 % der CO₂-Emissionen der Hochschule gehen auf das Pendeln der Hochschulangehörigen von und zu den Standorten zurück. „Mobilität ist einer der größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit an Hochschulen – doch bislang wird das Thema oft unterschätzt“.
Den Ball nahm dann Mechthild Bonnen auf. Sie ist an der HWR Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Konzeption und Umsetzung von sogenannten Innovation Work Retreats (kurz: IWR) zuständig: „Mit kreativen Methoden aus dem Design Thinking bringen wir Expert*innen zusammen und schaffen Raum für Transfer-Prozesse, die Spaß machen und bei denen die Umsetzung in der Praxis von Beginn an mitgedacht wird.“
Vier Standorte, eine gemeinsame Herausforderung
Das Retreat begann am Vorabend mit einem informellen Kennenlernen in Kreuzberg – der fachliche Einstieg folgte am nächsten Tag. Im Mittelpunkt standen vier Hochschulstandorte im Berliner Osten, die sich entlang einer etwa acht Kilometer langen Linie von Lichtenberg bis Schöneweide befinden. Diese räumliche Nähe bot den idealen Anlass, Mobilitätskonzepte standortübergreifend und synergetisch zu denken. Besonders förderlich waren dafür die Möglichkeiten im Kreativraum des SIB, der seit Anfang des Jahres im Ullsteinhaus im Mobilitäts-HUB der Drivery Berlin sitzt.
Neben Inputs zu den einzelnen Standorten bildeten sogenannte Personas, vorab entwickelt auf Basis von Interviews mit Hochschulangehörigen, die Grundlage für das kreative Arbeiten. „Durch die Arbeit mit Persona waren uns die diversen Bedürfnisse der Nutzerinnen im kreativen Arbeiten immer vor Augen“, so Sarah Labusga, Account-Managerin bei Nextbike, die die Zusammenarbeit im Workshop als sehr bereichernd empfunden hat. „Ich habe noch einmal sehr deutlich mitgenommen, wie komplex der Betrieb von Hochschulen ist. Umso mehr schätze ich es, als Praxispartnerin eingeladen worden zu sein – denn der direkte Austausch erleichtert es, nicht nur in Ideen zu denken, sondern ins Machen zu kommen.“
Von der Idee zur Serviette – und weiter
An drei Thementischen wurden konkrete Fragestellungen bearbeitet:
- Wie können die Hochschulstandorte selbst mobilitätsfreundlicher gestaltet werden?
- Welche Verbesserungen braucht es auf den Wegen zu und von den Standorten?
- Wo lassen sich Maßnahmen sinnvoll bündeln oder von mehreren Hochschulen gemeinsam umsetzen?
Sehr ertragreich war die Methode der Ideenserviette (Idea Napkin): Die Grundlage bildete eine Brainstorming-Phase an den Thementischen. Daran schloss sich ein Einordnen der Ideen in eine Wow-bis-Ciao-Matrix an (die Achsen Umsetzbarkeit und Originalität erzeugen vier Quadranten). Die Teilnehmenden wählten aus dem Wow- und Now-Bereich dann eine Idee aus und hatten zehn Minuten Zeit, sie auf einer A4-Seite festzuhalten – komprimiert, klar, und offen für Weiterentwicklung. Diese Skizzen wurden anschließend diskutiert, verfeinert und in drei übergeordnete Themenfelder gebündelt.
Aus Ideen werden nächste Schritte
Im letzten Teil des Workshops ging es um die konkrete Weiterarbeit: Welche Ideen sind besonders tragfähig? Welche Konzepte sollen verfolgt werden und welche Kooperationen sind denkbar? Dazu stellte Dr. Michael Ebert, Leiter der Forschungsförderung der HWR Berlin, passende Förderprogramme vor, mit deren Unterstützung Ideen in anwendungsnahe Projekte überführt werden können.
Mechthild Bonnen zieht ein positives Fazit: „Der IWR ist mehr als ein Workshop – er ist Impulsgeber, Netzwerkplattform und ein praktischer Aufruf zum Handeln. Es war toll, alle fünf Hochschulen des Netzwerks zusammenzubringen. Nun werden die entwickelten Ideen in verschiedenen Konstellationen weiterverfolgt.“
Eines ist klar: Nachhaltige Mobilität an Hochschulen beginnt mit Zusammenarbeit – und mit der Bereitschaft, neue Wege zu denken.
Über das Hochschulnetzwerk
Fünf Berliner Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bearbeiten im Projekt “Zukunft findet Stadt” interdisziplinär und hochschulübergreifend städtische Herausforderungen: Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin), die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR Berlin), die Berliner Hochschule für Technik (BHT), die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) und die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB). Das Projekt wird im Rahmen der Bund-Länder-Förderinitiative „Innovative Hochschule“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Berlin gefördert.