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Industriebeschäftigte in der Transformation

Das Projekt untersucht, wie sich die Tendenzen in Richtung eines "grünen Kapitalismus" in die betriebliche Praxis übersetzen.

02.04.2025

grafische Illustration: Weltkugel, Windräder
© spotlight studio / iStock / Getty Images Plus
  • Projekt

    Industriebeschäftigte in der Transformation 

  • Laufzeit

    1. April 2025 bis 31. März 2027

  • HWR Berlin

    Fachbereich Wirtschaftswissenschaften 

  • Projektverantwortlich

    Prof. Dr. Markus Wissen

  • Projektbeteiligte der HWR Berlin

    Dr. Jenny Simon
    Dr. Tobias Kalt

  • Gefördert durch

    Hans-Böckler-Stiftung

Was motiviert Sie zu dieser Forschung?

Das Interesse an sozial-ökologischen Allianzen zwischen Klima- und Arbeiter*innenbewegung. 

Wie ist die Ausgangslage?

Die (industrie-)politische Bearbeitung der Klimakrise unter den Vorzeichen internationaler Konkurrenz treibt betriebliche Transformationsprozesse in Richtung eines – gleichwohl heftig umkämpften – „grünen Kapitalismus" an. Wo Dekarbonisierung als konkrete Umgestaltung von Arbeitsprozessen praktisch wird, besteht beträchtliches Konfliktpotenzial – auch in solchen Betrieben, für die sich eine Zukunft der „Klimaneutralität" durch technologische Modernisierung abzeichnet.

Die Ebene der betrieblichen Interessenartikulation und Konfliktaustragung ist folglich zentral für die Einschätzung der Tragfähigkeit eines ökologisch modernisierten Kapitalismus. Gleichzeitig ist sie in der entsprechenden sozialwissenschaftlichen Diskussion unterbelichtet. Das Bild des in Bedrängnis geratenen Arbeitsplatzbesitzers bedarf einer Erweiterung um die subjektiven Wahrnehmungen der ökologischen Krise und deren spezifische Beziehung zu Gerechtigkeitsansprüchen.

Welche konkreten Ziele verfolgt das Projekt?

Bisher vorliegende Studien legen nahe, dass eine deutliche Mehrheit von Industriebeschäftigten über ein ausgeprägtes ökologisches Problembewusstsein verfügt, gleichzeitig aber eine begründete Skepsis gegenüber den erlebten Modernisierungsprozessen hegt. 

Das Projekt soll erhellen

  • wie die Bearbeitung der ökologischen Krise auf betrieblicher Ebene relevant wird,
  • durch welche Konflikte hindurch sich politische Weichenstellungen und gesellschaftliche Diskurse in die betriebliche Praxis übersetzen,
  • wie sich diese im Urteil jener Beschäftigten darstellen, die im Arbeitsprozess davon betroffen sind,

Das Projektteam interessiert sich insbesondere dafür

  • wie Beschäftigte die ökologische Frage in die Formulierung ihrer Interessen integrieren,
  • wie sie mit Widersprüchen zu anderen Interessen umgehen,
  • welche Folgen das für die Beteiligungsorientierung hat,
  • inwieweit und in welcher Form Industriebeschäftigte den Dekarbonisierungsdiskurs aufnehmen und mit ihren eigenen Gerechtigkeitsanliegen verbinden.

Wie will das Projektteam diese Ziele erreichen?

Zuerst sollen die überbetrieblichen Einflussgrößen der Herausbildung betrieblicher Dekarbonisierungsregimes bestimmt werden. Der empirische Hauptteil besteht in der vergleichenden Untersuchung konkreter Dekarbonisierungskonstellationen und kombiniert mehrere qualitative Methoden: Experteninterviews, Dokumentenanalysen und Betriebsbegehungen gewährleisten die klare Konturierung des Feldes; im Mittelpunkt stehen aber Interviews mit Beschäftigten in einschlägigen Umbruchsituationen. In einem mehrstufigen Auswertungsverfahren wird das Material daraufhin analysiert, wie die Befragten ihre arbeitsplatzbezogenen Interessen und ökologische Belange gegeneinander abwägen oder argumentativ integrieren. Das erlaubt es schließlich, die ökologische Modernisierung von Produktionsregimes in ihrer Umkämpftheit in mehreren Arenen zu begreifen: in der gesellschafts- und industriepolitischen, in der sozialpartnerschaftlich-betrieblichen und in der arbeitsprozessbezogenen Arena. 
 

Kontakt

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. Markus Wissen  
Forschungsinstitut für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS)
markus.wissen (a) hwr-berlin.de