23.12.2024 — Pressemitteilung 53/2024Pressemitteilung 53/2024 | 23.12.2024

Breitscheidplatzsymposium

Künstliche Intelligenz zur Terrorismusbekämpfung

Beim 8. Breitscheidplatz-Symposium von HWR Berlin und Berliner Senatsinnenverwaltung diskutierten Expert*innen Möglichkeiten, rechtliche und ethische Grenzen des Einsatzes von KI für mehr Sicherheit.

Beim 8. Breitscheidplatz-Symposium von HWR Berlin und Berliner Senatsinnenverwaltung diskutierten zum Jahrestag des Terroranschlags Ende Dezember Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis Möglichkeiten sowie rechtliche und ethische Grenzen des Einsatzes von KI in der Arbeit von Polizei und Sicherheitsbehörden. Foto: Sylke Schumann

Berlin, 19. Dezember 2024 – Anforderungen an Sicherheitsbehörden haben sich seit dem schweren islamistischen Terroranschlag in Deutschland im Jahr 2016 verändert. Beim internationalen Fachsymposiums der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin zum achten Jahrestag des Attentats auf den Berliner Breitscheidplatz ging es am 17. Dezember 2024 um den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Kampf gegen den Terrorismus und im Sicherheitssektor. Expert*innen aus Wissenschaft, von Landes- und Bundespolizei, aus Technik und Politik informierten und diskutierten über den Einsatz moderner Technologien im Kampf gegen den Terrorismus.

Sicherheit im Wandel der Zeit

Prof. Dr. Jens Hermsdorf, Präsident der HWR Berlin, erinnert in seiner Eröffnungsrede an die Opfer des Anschlags: „Der 19. Dezember 2016 hinterließ eine tiefe Wunde in unserer Stadt und unserem Land und veränderte unser Verständnis von Sicherheit und Prävention nachhaltig. Dieses Symposium ist ein Zeichen der Mahnung und eine Plattform, um gemeinsam über neue Erkenntnisse im Dienst der Sicherheit zu diskutieren und sie weiterzugeben.“ Er hob hervor, wie wichtig dabei die Zusammenarbeit von Akteur*innen aus Wissenschaft und Praxis im Spannungsfeld technischer Möglichkeiten auf der einen und rechtlicher Rahmenbedingungen auf der anderen Seite sei – auf nationaler und internationaler Ebene: „Kriminalität macht nicht an Grenzen halt“, es brauche neue Lösungsansätze für neue Herausforderungen, so Hermsdorf.

Foto: Sylke Schumann

Auch Christian Hochgrebe, Staatssekretär für Inneres des Landes Berlin, betonte die Bedeutung des Zusammenspiels von Sicherheit, Freiheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt und die Notwendigkeit, dieses immer wieder auf den Prüfstand zu stellen: „Terroristen und Kriminelle nutzen immer neue Technologien. Sicherheitsbehörden müssen ebenso dynamisch und professionell dagegen vorgehen.“ Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz wird die Arbeit effizienter, präziser und schneller. Dabei gelte es, ethische Grundsätze zu berücksichtigen und übergreifend zu denken. „Insellösungen bringen nichts. Wir müssen vor die Lage kommen“, sagt Hochgrebe.

Von der Rasterfahndung zur KI-Revolution

Das Fundament für die KI-gestützten Polizeiarbeit wurden bereits vor Jahrzehnten gelegt. Der Jurist Horst Herold, bis 1981 Präsident des Bundeskriminalamtes, trieb die computergestützte Polizeiarbeit entscheidend voran, entwickelte unter anderem die sogenannte Rasterfahndung – ins Heute übersetzt, ein „Täter-Google“ – und das elektronische Polizei-Informationssystem INPOL, ein Datenverbund zwischen Bund und Ländern. 

Foto: Sylke Schumann

Prof. Dr. Kristin Pfeffer von der Hochschule der Akademie der Polizei Hamburg verwies auf die KI-Verordnung der Europäischen Union, seit August 2024 in Kraft, schaffe den Rahmen, die die Einhaltung der Grundrechte gewährleisten und gleichzeitig Innovation fördern soll. Kriminalität und Terrorismus werden digitaler, Behörden müssen entsprechend reagieren können und Polizeigesetze entsprechend ertüchtigt werden, fordert die Verfassungs- und Polizeirechtlerin. Konkret geht es zum Beispiel um das Erkennen von Deepfakes mit Hilfe von KI-basierter Videoanalyse, KI-gesteuerte Videoüberwachung und Cybersicherheit.

Innovative Polizeiausbildung trifft Spitzenforschung

Die HWR Berlin ist mit ihrem Fachbereich für Polizei- und Sicherheitsmanagement die einzige Hochschule für angewandte Wissenschaften in Deutschland, die wissenschaftliche Arbeit und Ausbildung von künftigen polizeilichen Führungskräften in dieser Kombination anbietet. „Extremismusforschung und andere sicherheitsrelevante Fragestellungen werden in das Studium für den gehobenen Polizeivollzugsdienst eingebettet“, erklärt Prof. Dr. Sabrina Schönrock, bis zum Amtsantritt als Erste Vizepräsidentin der Hochschule langjährige Dekanin des Fachbereichs. Begleitet wird die Fachkräfteausbildung am Fachbereich durch die wegweisende Arbeit am Forschungsinstitut für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS). Mit Projekten wie „FAKE ID“ zur Erkennung und Analyse von manipulierten Bildern und „VIKING“ zur Nutzung von KI bei der Polizeiarbeit entwickeln Forschende der HWR Berlin praxistaugliche Lösungen für polizeiliche Anwendungen, um der digitalen Kriminalität wirksam zu begegnen.

Foto: Sylke Schumann

KI in der Sicherheitsarbeit: Chance oder Risiko?

Im abschließenden Podiumsgespräch ging es um Chancen und Risiken von KI in der Sicherheitsarbeit und die Frage: Steht Künstliche Intelligenz für die Zukunft der Terrorismusbekämpfung oder stellt sie gar eine neue Gefahr dar? Konsens unter den Wissenschaftler*innen und Praxisvertreter*innen: Auch der beste Algorithmus ist nicht unfehlbar. Technik allein reicht nicht aus. Menschen müssen die finale Entscheidungsgewalt behalten, mit vernunftsbasierten Ansätze und ethische Prinzipien in den Mittelpunkt stellen und dabei nach Recht und Gesetz handeln.

Erinnern, Forschen, Handeln

Die Fachtagungsreihe wurde zum Gedenken an die Opfer des Anschlags auf den Berliner Breitscheidplatz ins Leben gerufen. Jedes Jahr steht ein aktuelles Sicherheitsthema im Fokus. Das Symposium zeigte immer wieder eindrucksvoll, wie wichtig die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Praxis und Politik ist. Die Ergebnisse der Vorträge und Diskussionsrunden werden in einem Tagungsband dokumentiert, der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

www.hwr-berlin.de