MenoSupport: Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz
Die verborgene Herausforderung: Erste deutschlandweite Studie der HWR Berlin belegt volkswirtschaftliche Relevanz und Handlungsbedarf im Gesundheitsmanagement und bei der Arbeitsplatzgestaltung.
Berlin, 16. Oktober 2023 – Die erste deutschlandweite Befragung berufstätiger Frauen über die Auswirkungen von Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz bringen brisante Ergebnisse ans Licht. Die Studie, durchgeführt von Professorin Dr. Andrea Rumler, einer renommierten Expertin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin), beleuchtet ein bisher wenig beachtetes Thema im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
Die Forschung, die sich auf die Bedürfnisse berufstätiger Frauen in den Wechseljahren konzentriert, ist Teil des Projekts MenoSupport, das von Prof. Dr. Rumler und ihrem Team an der HWR Berlin sowie den Projektpartnerinnen an der Hochschule für Wirtschaft und Technik Berlin (HTW Berlin) durchgeführt wird. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Wechseljahresbeschwerden nicht nur ein individuelles Gesundheitsproblem sind, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit und das Wohlbefinden von Frauen am Arbeitsplatz haben.
Die Studie ergab, dass trotz des bedeutenden Anteils von Frauen in der Belegschaft von Unternehmen die betriebliche Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren in Deutschland nahezu nicht existiert. Dabei sind die Auswirkungen vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung volkswirtschaftlich hoch relevant, wie die Studie nun belegt.
Von den 2119 befragten Frauen zwischen 28 und 67 Jahren gaben 10 Prozent an, aufgrund von Wechseljahresbeschwerden früher in Rente gehen zu wollen oder bereits gegangen zu sein. Bei den Befragten, die älter als 55 Jahre sind, waren es sogar 19,4 Prozent. Darüber hinaus reduzierten fast ein Viertel der Befragten mit Wechseljahressymptomen bereits ihre Arbeitsstunden, und fast ein Drittel war aufgrund dieser Symptome krankgeschrieben oder nahm unbezahlten Urlaub. Mehr als jede sechste Befragte wechselte ihren Arbeitsplatz.
Die Wechseljahresbeschwerden, die von den befragten Frauen am häufigsten genannt wurden, umfassen körperliche und geistige Erschöpfung, Schlafstörungen, erhöhte Reizbarkeit, depressive Verstimmung und Hitzewallungen. Gelenk- und Muskelbeschwerden, Augentrockenheit und Migräne wurden ebenfalls häufig als Beeinträchtigungen genannt. Die identifizierten Auswirkungen dieser Symptome auf die Arbeitsfähigkeit der Frauen ähneln den Ergebnissen einer Studie des britischen House of Commons von 2021, die Stress, geringere Konzentrationsfähigkeit, erhöhte Ungeduld und Gereiztheit gegenüber anderen sowie ein geringeres Selbstbewusstsein bezüglich der eigenen Fähigkeiten identifizierte.
Die Studie unterstreicht die Dringlichkeit, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen Frauen in den Wechseljahren konfrontiert sind. "Frauengesundheit ist ein bisher vernachlässigtes Feld in der Forschung und im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Unsere Studie macht deutlich, dass es notwendig ist, innovative Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren zu entwickeln und eine offene Kommunikation über dieses Thema zu fördern", betonte Prof. Dr. Rumler.
Das Thema gewinnt auch an politischer Aufmerksamkeit. Eine kleine Anfrage der Fraktion der CDU/CSU zur Politik der Bundesregierung zur Menopause sowie eine Veranstaltung im Deutschen Bundestag markieren erste Schritte. Am 18. dem Oktober, dem „World Menopause Day“ findet im Bundestag ein fraktionsübergreifender parlamentarischer Abend statt, der das Thema Klimakterium mit seinen medizinischen Versorgungsangeboten im Fachgebiet stärker in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik rücken soll. Das gibt Hoffnung auf eine vertiefte Diskussion und zukünftige politische Maßnahmen.
Das Forschungsprojekt MenoSupport strebt an, nicht nur die gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen in den Wechseljahren zu adressieren, sondern auch Unternehmen zu ermutigen, ein wechseljahresfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen. "Wir hoffen, dass Deutschland sich dem internationalen Trend anschließt und Unternehmen erkennt, dass es nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, Frauen in dieser Lebensphase zu unterstützen", sagt Prof. Dr. Rumler.
Für weitere Informationen und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Andrea Rumler
Tel.: +49 173 925 9446
E-Mail: andrea.rumler(at)hwr-berlin.de
Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Institut für Angewandte Forschung Berlin (IFAF Berlin).