10.07.2023 — Pressemitteilung 39/2023Pressemitteilung 39/2023 | 10.07.2023

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Jüdisches Leben im Fokus einer Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Polizei Berlin, mitgestaltet von Studierenden der HWR Berlin. Interaktive Wanderausstellung jetzt am Campus Lichtenberg

Jüdisches Leben steht im Fokus einer öffentlichen Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Polizei Berlin. Mitgestaltet haben sie Polizei-Studierende der HWR Berlin. Die interaktive Wanderausstellung ist jetzt zu sehen am Campus Lichtenberg, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin. Foto: Sylke Schumann

Berlin, 7. Juli 2023 – Die jüdische Gemeinde zu Berlin ist die zweitgrößte in Deutschland, auf dessen heutigen Gebiet seit 1700 Jahren Menschen jüdischen Glaubens leben. Sie haben Sprache und Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, Erinnerung und Tradition geprägt.  

Die Schattenseite: Antisemitismus ist nicht nur Teil der deutschen Geschichte, sondern auch der Gegenwart. Im Internet verbreiteter Hass, Übergriffe auf offener Straße, Falschinformationen – antisemitisch motivierte Straftaten nehmen laut der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Berlin und der Berliner Generalstaatsanwaltschaft zu. Das Gemeinschaftsprojekt „Jüdisches Leben und Polizei – Vergangenheit trifft Gegenwart!“ will aufmerksam machen und durch breite Sensibilisierung dazu beitragen, dass mehr Menschen gegen Antisemitismus vorgehen und sich solidarisch mit der jüdischen Gemeinschaft zeigen.

Foto: Sylke Schumann

„Dabei kommt es auf jede und jeden Einzelnen an, auf ihre und seine Einstellung“, sagt Kriminaloberrätin Eva Petersen, Vertreterin des Antisemitismusbeauftragten der Polizei Berlin, zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung am Campus Lichtenberg der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). „Damals wie heute – die Polizei trägt eine besondere Verantwortung, muss Haltung zeigen und die Werte, auf die Polizistinnen und Polizisten den Amtseid leisten, leben“, so Petersen, die auch die Beauftragte für Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bei der Polizei Berlin ist.

Nach Stationen an der Neuen Synagoge Berlin, im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke und in verschiedenen Berliner Polizeidienststellen ist die Ausstellung nun an dem Ort zu sehen, wo sie ihren Ursprung nahm: Frank-Peter Bitter ist katholischer Polizeiseelsorger und gibt nebenberuflich als Lehrbeauftragter an der HWR Berlin im Bachelorstudiengang Gehobener Polizeivollzugsdienst Seminare zu ethischen Aspekten der Polizeiarbeit. Er motiviert Studierende, sich intensiv mit Geschichte und Tradition, mit politischen Hintergründen und dem Judentum als Teil der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Im Ergebnis entstand im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ 2021 eine moderne interaktive Ausstellung mit Stelen, die verschiedene Aspekte der Vergangenheit und Gegenwart der Polizei Berlin mit Blick auf das jüdische Leben abbilden.

„Ich halte die Ausstellung für sehr gelungen und das ganze Projekt für ausgesprochen wichtig. Es geht darum, gerade die Studierenden für das Problem des Antisemitismus zu sensibilisieren, der bis in die Mitte unserer Gesellschaft reicht. Die Auseinandersetzung mit der Ausstellung zeigt, wie wichtig der Widerstand gegen den Antisemitismus ist“, sagt Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin.

Foto: Sylke Schumann

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen jüdische Bürgerinnen und Bürger, die vor 1933 für die Polizei tätig waren und christliche Polizistinnen und Polizisten, die Synagogen und andere jüdische Einrichtungen in der Pogromnacht schützten. Der thematische Bogen wird bis ins Heute gespannt, soll ein Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit. Vorgestellt wird zum Beispiel Martha Mosse, die erste Polizeirätin Preußens, die 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft als Staatsbeamtin entlassen und 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Sie überlebte, kehrte zurück nach Berlin und trat als Zeugin bei den Nürnberger Prozessen auf. Ab 1948 bis zu ihrer Pensionierung arbeitete Mosse wieder im Polizeidienst und war in der Berliner Frauenbewegung aktiv.

Weitere Persönlichkeiten, die in der Ausstellung vorgestellt werden, sind Wilhelm Krützfeld und Bernhard Weiß. Der preußische Polizeibeamte Wilhelm Krützfeld bewahrte mit seinen Kollegen des Revier 16 in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin vor der Zerstörung. Der Jurist Bernhard Weiß war Polizeivizepräsident zur Zeit der Weimarer Republik und stellte sich dem aufkommenden Nationalsozialismus vehement entgegen.

An dem Gemeinschaftsprojekt „Jüdisches Leben und Polizei – Vergangenheit trifft Gegenwart!“ sind neben der HWR Berlin die Polizei Berlin, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Erzbistum Berlin, die Landeskommission Berlin gegen Gewalt, die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, das Touro College sowie der Verein „321 – 2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ und das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat beteiligt.

Foto: Sylke Schumann

Am Ende ihrer Bildungsreise soll die Ausstellung einen festen Platz in der Polizeiakademie Berlin bekommen und erweitert werden. Es werden Porträts von Polizistinnen und Polizisten der Gegenwart gezeigt, der Antisemitismusbeauftragte der Polizei Berlin wird vorgestellt und Personen- und Objektschützer*innen, die jüdisches Leben schützen. Zusätzlich zur Exposition umfasst das Projekt Begegnungen zwischen Polizeianwärterinnen und Polizeianwärtern mit jungen Jüdinnen und Juden.

Die öffentliche Ausstellung ist bis zum 15. August 2023 zu sehen am Campus Lichtenberg der HWR Berlin (Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin) im Foyer des Hauses 1. Dieses ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 07.00–19.00 Uhr geöffnet.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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