Der Wert von Sicherheit und nationaler Verteidigung
Schutzschirm gegen Luftangriffe, Aufstockung der Bundeswehr, europäische Armee: Neue Studie der HWR Berlin ermittelt Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft deutscher Bevölkerung nach Parteipräferenz
- Deutsche wären bereit, ca. 11,5 Milliarden Euro für Sicherheit und nationale Verteidigung zu bezahlen
- Wertschätzung abhängig von Parteipräferenzen – hohe Zustimmung bei Anhängerinnen und Anhängern der Grünen
- Wissenschaftler der HWR Berlin errechnen Wert von Sicherheit und nationaler Verteidigung
Berlin, 5. Juli 2023 – Sicherheit und Verteidigung sind durch den seit über einem Jahr andauernden Krieg mitten in Europa in den Fokus gerückt. Das Thema ist seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Politik, Medien und Gesellschaft omnipräsent. Die Regierungskoalition will den Etat des Bundesverteidigungsministeriums deutlich anheben – trotz der vom Finanzministerium im Rahmen der Verhandlungen zum Bundeshaushalt 2024 verordneten Sparvorgaben in fast allen Bereichen.
Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) haben errechnet, wie hoch die Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung ist für den militärischen Schutz und kamen auf einen Wert von jährlich ca. 11,5 Milliarden Euro – was einem Anstieg des jährlichen Verteidigungsbudgets um rund 20 Prozent entspricht. Die Ergebnisse schwanken nach Parteipräferenz und sind besonders bei Anhänger*innen der Grünen hoch.
Die Studie mit dem Titel „Der Wert von Sicherheit und nationaler Verteidigung: Eine Messung gesellschaftlicher Wertschätzung abhängig von Parteipräferenzen in Deutschland“ ergab, dass allgemein eine große Wertschätzung für die Installation eines europäischen Schutzschirms gegen Luftangriffe, aber auch für die Vergrößerung der Bundeswehr um 25 Prozent vorherrscht. Auch die Gründung einer europäischen Armee findet Zustimmung. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht jedoch wird überwiegend abgelehnt.
An der groß angelegten bundesweiten Umfrage nahmen rund 1 800 Personen teil, die im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Wohnregion bevölkerungsrepräsentativ ausgewählt wurden. Mittels eines umfragegestützten Experiments bestimmten die Wissenschaftler deren Präferenzen für Maßnahmen zur Stärkung von Sicherheit und Verteidigungsbereitschaft. Ausgehend vom materiellen und finanziellen Status quo der Bundeswehr (inklusive des Sondervermögens) erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vier Alternativen für politische Ansätze und Instrumente. Diese unterscheiden sich sowohl in den Ausprägungen der einzelnen Maßnahmen als auch in den dafür anfallenden Kosten, die potenziell von den Befragten selbst zu tragen wären.
Im Ergebnis zeigt sich, dass weite Teile der Bevölkerung einer Anhebung von Steuern und Abgaben zur Finanzierung weiterer Maßnahmen zum Ausbau der nationalen Sicherheit und Verteidigung aufgeschlossen gegenüberstehen.
Erstellt und ausgewertet haben die Studie:
Prof. Dr. Tim Lohse
Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Angewandte Mikroökonomik an der HWR Berlin
E-Mail: tim.lohse(at)hwr-berlin.de
Prof. Dr. Tobias Börger
Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Umwelt-, Energie- und Ressourcenökonomik an der HWR Berlin.
E-Mail: tobias.boerger(at)hwr-berlin.de
Dr. Jürgen Meyerhoff
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HWR Berlin
E-Mail: juergen.meyerhoff(at)hwr-berlin.de
Prof. Dr. Salmai Qari
Professor für Ökonometrie an der HWR Berlin
E-Mail: salmai.qari(at)hwr-berlin.de
Die Wissenschaftler stehen für Medienanfragen zur Verfügung.