Management studieren – oui, of course
In zwei Ländern und drei Sprachen BWL studieren, mit drei Abschlüssen nach fünf Jahren ins Berufsleben starten. Deutsch-Französischer Studiengang von HWR Berlin und ESCE Paris feiert 20. Jubiläum.
Berlin, den 7. Juni 2023. Man trifft sich immer zweimal im Leben, mindestens. Die Chancen, in einem internationalen Unternehmen oder einer Organisation in Berlin, Deutschland oder irgendwo auf der Welt einen Absolventen oder eine Absolventin des Deutsch-Französischen Studiengangs (DFS) „Internationales Management / Management International“ kennenzulernen, stehen nicht schlecht. Mit ihrer Qualifikation und ihrem interkulturellen Knowhow sind die Alumni der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) und der Ecole Supérieure du Commerce Extérieur (ESCE) Paris auf dem Arbeitsmarkt gefragt.
Horizont erweitern, Verbindungen schaffen
Die fünf gemeinsamen, intensiven Studienjahre erweitern Horizonte und schaffen Verbindungen, beruflich und manchmal auch fürs Leben. Sarah Marie Woick ist mit ihrer kleinen Tochter zur feierlichen Jubiläumsveranstaltung an ihre ehemalige Alma Mater in Berlin gekommen – und mit ihrem Mann, ein ehemaliger Kommilitone. Die Ulmerin wollte nach dem Abitur Wirtschaft studieren, gern praxisorientiert und international ausgerichtet und entschied sich nach Schüleraustausch, Familienurlauben in Frankreich und einem längeren Parisaufenthalt als Au-pair für den DFS. Der Start ins Studium gestaltete sich nicht leicht, erzählt sie am Rande der Festveranstaltung. Das solide Alltagsfranzösisch musste zunächst um viele wirtschaftliche Begriffe erweitert werden, was dank einiger zweisprachiger Mitstudenten und -studentinnen jedoch kein Problem war.
Zusammenhalten und gegenseitig stärken
„Meine Kommilitonen und Kommilitoninnen haben mich mitgezogen, mich unterstützt und mir geholfen, in Wirtschaftsfranzösisch den Anschluss zu bekommen. Es ist auch dieser Zusammenhalt in der Gruppe mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und ihren Hintergründen, was diesen Studiengang besonders macht“, sagt Woick. Man müsse sich manchmal durchkämpfen, hart arbeiten – im Studium und an sich. Dadurch hätte sie neben fachlichem Knowhow und interkulturellem Feingefühl auch an Selbstsicherheit gewonnen, um Anforderungen in verschiedenen Systemen und Situationen meistern zu können.
Am Ende habe ihr der erfolgreiche Masterabschluss den Arbeitseinstieg in der französischen Kosmetikfirma L’OCCITANE ermöglicht. Ein perfektes Umfeld, um Erlerntes anzuwenden. Heute arbeitet sie im Einkauf beim international geführten Kaufhauskonzern KaDeWe in Berlin.
Deutsch-französische Freundschaft leben
Das 20. Jubiläum des Deutsch-Französischen Studiengangs fällt zusammen mit 60 Jahren Elysée-Vertrag. Dr. Bernard Ludwig, Attaché für Hochschulkooperation der französischen Botschaft, stellt die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft heraus, die nach wie vor wichtig sei für die Bewältigung der aktuellen und künftigen Aufgaben in Europa und für den Frieden. Die Verbindung zwischen den zwei Nationen sei Chance und Verpflichtung zugleich. Erfolgsgeschichten wie diese enge Hochschulpartnerschaft und deren Absolventen und Absolventinnen, die mit offenen Denkansätzen und interkultureller Kompetenz als Botschafter und Botschafterinnen in ihrem Berufs- und Lebensumfeld wirken, gebe Hoffnung.
Für die europäische Idee begeistern
„Um das europäische Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell langfristig wettbewerbsfähig zu halten, müssen Unternehmen und Organisationen in Europa international denken und agieren“, ist Andreas Portmann überzeugt. Absolventen wie er, die unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) den gemeinsam von HWR Berlin und ESCE Paris angebotenen Bachelor-Master-Studiengang absolviert haben, werden im Studium für die europäische Idee begeistert und übertragen diese Offenheit und Überzeugung in ihr unternehmerisches Handeln.
Andreas Portmann schloss den Master mit den Studienschwerpunkten Strategic Management und Entrepreneurship 2012 ab. Sein Unternehmenspraktikum im Rahmen des Studiums absolvierte der Wahlberliner im Finanzbereich eines französischen Konzerns in Großbritannien und Belgien, war nach dem Abschluss bei einer Unternehmensberatung tätig, Strategie-Leiter beim Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin und ist seit einem Jahr Geschäftsführer der Stiftung des Deutschen Herzzentrums in Berlin.
In zwei pulsierende Metropolen eintauchen
„Der große Vorteil eines bi-nationalen Studiengangs im Vergleich zu punktuellen Auslandsaufenthalten ist, dass man zwei Hochschulsysteme im Detail kennenlernt und über längere Zeit eng mit den französischen Kommilitonen und Kommilitoninnen zusammenarbeitet“, sagt Portmann rückblickend. „Zudem geben einem die Studienorte Berlin und Paris die Möglichkeit, auch neben dem Studium in das reichhaltige kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben zweier pulsierender Metropolen einzutauchen.“ Für diese wertvolle Erfahrung ist er sehr dankbar.
Verständigung und das Verständnis füreinander entwickeln
„Der Deutsch-Französische Studiengang ist ein exzellentes Beispiel für die so wichtigen internationalen Hochschulpartnerschaften der HWR Berlin. Neben fachlichem Wissen wachsen auf diesem Fundament über Ländergrenzen hinweg die Fähigkeit zur Verständigung und das Verständnis füreinander“, sagt Studiengangsleiterin an der HWR Berlin, Prof. Dr. Madeleine Janke.
Studentinnen und Studenten aus Deutschland und Frankreich durchlaufen gemeinsam bis zum Masterabschluss den konsekutiven Doppelstudiengang – in zwei Ländern, drei Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch) und in insgesamt zehn Semestern. Der integrierte bi-nationale BWL-Studiengang „Internationales Management / Management International“ ist der einzige seiner Art unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule.
Das zweite Studienjahr absolvieren die deutschen Studierenden gemeinsam mit ihren französischen Kommilitonen und Kommilitoninnen in Paris an der renommierten Business School, die französischen Studierenden kommen nach Berlin. Die ESCE gehört zu den Grandes Ecoles, den spezialisierten Hochschulen in Frankreich, an denen künftige Führungskräfte studieren. Studiengangsleiterin Prof. Dr. Madeleine Janke ist stolz darauf, dass laut Befragungen die meisten der inzwischen weit über 200 Absolventinnen und Absolventen nach Abschluss des Studiums in einem deutsch-französischen bzw. internationalen Umfeld arbeiten – erklärtes Ziel des Studiengangs. Die Studierenden wissen um die besonderen Qualifikationen, die sie in diesem bi-nationalen Programm erwerben und wollen für dieses erfahrene Privileg der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Viele engagieren sich in sozialen Projekten und stärken auch damit den europäischen Gedanken, tragen ihn weiter.
Ein Studium, zwei Master und ein Zertifikat
Die Zusammenarbeit zwischen HWR Berlin und ESCE nahm 2002 ihren Anfang. Die Hochschulen vergeben aufbauend auf den Bachelorabschluss nach dem sich anschließenden konsekutiven Aufbaustudium zwei akademische Master-Titel („Master of Arts“ bzw. „Master of Science“ und „Grade de Master“) und ein Zertifikat der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH), die diesen Studiengang fördert.
Die Bewerbung für den Studiengang läuft für Interessierte mit deutschem Hochschulabschluss vom 1. April bis zum 31. Mai eines Jahres. Bewerber*innen mit ausländischem Hochschulabschluss bewerben sich zwischen dem 1. April und 15. Mai über UniAssist.