Augen-Blicke
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin präsentiert eine Fotoausstellung von Michael Walz. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind Momentaufnahmen der Kommunikation mit Maske. Ein Interview.
Zur Person
Michael Walz wurde 1958 geboren und widmet sich seit fast 40 Jahren der Fotografie. Er ist Gründungsmitglied des Landesverbandes der Gesellschaft für Fotografie e. V. und lebt und arbeitet in Berlin.
Sie haben Menschen an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin tief in die Augen geblickt. Was haben Sie Spannendes entdeckt?
Ich durfte sowohl Personen aus der HWR Berlin, wie auch aus anderen Kontexten fotografieren. Je nach Typ und Alter fand ich hier Neugier auf das eigene Bildergebnis, eine Spur Skepsis und auch Freude am Fotografiertwerden.
Wie haben die Männer und Frauen reagiert, als Sie sie darum baten, sie mit der Kamera porträtieren zu dürfen? Mit Maske.
Die Reaktion war durchweg positiv. Die Leute waren einfach erfreut, Teil des Projekts sein zu können.
Wie hat sich in Ihrer Beobachtung die nonverbale Kommunikation durch das Tragen einer Maske verändert?
Nun, das Fehlen eines wesentlichen, sonst sichtbarer physiognomischen Merkmals, wie die Mimik, erfordert es, sich auf andere Ausdrucksformen in der Körpersprache im Senden und Empfangen zu verlegen. Man muss nachfragen, um Missdeutungen aufzuklären beziehungsweise zu vermeiden.
Sie haben Momentaufnahmen im Bild festgehalten, für die es länger als einen Moment gebraucht hat. Wie schwierig ist es, ein „ehrliches“ Bild aufzunehmen und weshalb?
Es sind Transparenz und Offenheit im Umgang, das Herstellen von Vertrauen, was die „Gemeinsamkeit“ der Arbeit generiert.
Weshalb wollten Sie diese Augen-Blicke festhalten?
Kommunikation, eben auch die nonverbale, interessiert mich schon länger. Durch eigenes Erleben wurde ich auf das Thema aufmerksam und wollte mit der bildlichen Umsetzung auch anderen Menschen diesen „Augen-Blick“ nahebringen.
Sie waren bei der Ausstellungseröffnung dabei. Welche Reaktionen haben Sie bei den Betrachtern und Betrachterinnen beobachtet?
Durch die Semesterferien war der Personenkreis zur Eröffnung nur sehr klein. Doch bei den Besucherinnen und Besuchern bestand durchweg großes Interesse für das Thema und sie zeigten sich begeistert von der Umsetzung.
Was macht die Bibliothek einer Hochschule aus Ihrer Sicht zu einem geeigneten, möglicherweise besonderen Ausstellungsort?
Die Bibliothek einer Hochschule ist aus meiner Sicht ein Ort, um Wissen zu finden, sowohl für Studierende, als auch für Lehrende. Somit ist es ein Ort der Neugier, der Ruhe und Aufmerksamkeit, der den Horizont erweitert – und das vielleicht auch durch die Kunst und für Kunst.
Was fasziniert Sie seit so vielen Jahren an der Fotografie? Was kann Fotografie besonders gut?
Für mich stellt es ein Medium der Dokumentation, der Darstellung gesellschaftlicher Entwicklung dar. Außerdem transportiert Fotografie wunderbar persönliche Ansichten und Empfindungen.
Mit welchen Erwartungen sind Sie an dieses Fotoprojekt herangegangen und was wurde dann doch ganz anders?
Die Erwartung war von vornherein nur die, Menschen, die sich auf die Beschäftigung mit dem Thema überhaupt einlassen möchten, dies mit den Fotos zu ermöglichen. Ich wollte hier und da überhaupt auf das Thema hinzuweisen. Ein Projekt, was sich nicht künstlerisch versteht, auch wenn ich immer auf die „Porträts“ angesprochen werde.
Was bleibt aus Fotografensicht aus der Zeit, als alle Maske trugen?
Es war eine interessante optische Veränderung im gesamten gesellschaftlichen Leben.
Herr Walz, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin).
Die Fotoausstellung „Augen-Blicke“ ist noch bis zum 30. September 2002 am Campus Lichtenberg in der Hochschulbibliothek der HWR Berlin zu sehen. Anschließend werden die Bilder in der Bibliothek am Campus Schöneberg ausgestellt. Die Ausstellungen stehen allen Interessierten während der Bibliotheksöffnungszeiten offen.
Öffnungszeiten Bibliothek am Campus Lichtenberg bis Ende September 2022
Montag bis Mittwoch 10:00 bis 18:00 Uhr, Donnerstag und Freitag 10:00 bis 15:00 Uhr.