07.12.2021 — Pressemitteilung 63/2021Pressemitteilung 63/2021 | 07.12.2021

Bildung

Kreative Problemlösung als Schulwissen

Am 8. Dezember ist Tag der Bildung in Deutschland. Entrepreneurship-Professor Dr. Sven Ripsas von der HWR Berlin plädiert für die Einführung eines Schulfachs Wirtschaft und Entrepreneurial Education.

Am 8. Dezember ist Tag der Bildung in Deutschland. Entrepreneurship-Professor Dr. Sven Ripsas von der HWR Berlin plädiert für die Einführung eines Schulfachs „Wirtschaft“ und Entrepreneurial Education. Foto: Sylke Schumann

Zur Person

Prof. Dr. Sven Ripsas ist Professor für Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Er setzt sich für mehr ökonomische Bildung, vor allem für die Förderung des „entrepreneurial mindsets“ in Schulen ein. Er plädiert für die Einführung eines Schulfachs „Wirtschaft“ und Entrepreneurial Education.

Herr Prof. Ripsas, was genau fehlt in der Schule?

Deutschland gehört innerhalb der EU in Sachen Entrepreneurship Education zu den Schlusslichtern, da es trotz der Erfolge der sozialen Marktwirtschaft eine unerklärliche Skepsis unter Lehrer*innen gegenüber Marktprozessen gibt. Es fehlt ein positives Narrativ. In Deutschland denken viele beim Thema Entrepreneurship (auf Deutsch: Unternehmergeist), nur an Geld und Männer. Dabei zielt die moderne Entrepreneurship Education auf alle Schülerinnen und Schüler und hat das kreative Problemlösen als Mittelpunkt. Ökonomie, Ökologie und Digitalisierung müssen vernetzt gedacht werden. Sozial Unternehmer*innen sind genauso Vorbilder wie Technologiegründer*innen.

Warum ist es wichtig, mehr Wirtschaft als bisher im Lehrplan zu verankern und anders als im Fach „Wirtschaft, Arbeit, Technik“?

Ich möchte die jungen Menschen ertüchtigen, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Unabhängigkeit ist für uns alle ein wichtiges Lebensgefühl. Nicht vom Staat oder dem Arbeitgeber abhängig zu sein, sondern das zu tun, was ich besonders mag und gut kann, eröffnet mir eine positive Lebenseinstellung und ein hohes Selbstwertgefühl. Entrepreneurship Education ist Empowerment und ermöglicht reale Teilhabe.

Weshalb gehört das für Sie zum notwendigen Alltagswissen?

95 Prozent der deutschen Bildungspolitiker*innen und bestimmt auch 95 Prozent der Medienvertreter*innen und Eltern ist der Unterschied zwischen Entrepreneur und Kapitalist unbekannt. Dabei sehen sie fast täglich, wie Menschen mit Kreativität und Idealismus und wenig Kapital Unternehmen gründen und Produkte und Dienstleistungen schaffen, von denen wir sehr häufig profitieren. Eine Unternehmensgründung ist eine Herkulesaufgabe, umso mehr, als die ökologische Nachhaltigkeit des neuen Unternehmens im Jahr 2021 eine wichtige Rolle spielt.

Sie sind ehrenamtlicher Vorsitzender des Network for Teaching Entrepreneurship in Deutschland. Was bringen Sie Lehrer*innen bei?

Wir helfen den Pädagog*innen, Entrepreneurship als Prozess des Entdeckens zu verstehen. Es geht nicht um Kostenreduzierung und Ausbeutung, sondern die kreative und sparsame Nutzung von Ressourcen und neuen Technologien, darum, unseren Lebensstandard zu erhalten. Social Entrepreneurship ist dabei eine fantastische Brücke, denn hier geht es vor allem um das Gemeinwohl. Social Entrepreneurship ist genauso wichtig, wie das gewinnorientierte Startup, das dann die Steuern zahlt, um Sozialunternehmen zu ermöglichen.

Prof. Ripsas, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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