Berliner Hochschullehrerin Anna von Saucken geht neue Wege
Jury der UNICUM Stiftung vergibt 3. Platz im Bundeswettbewerb »Professor des Jahres« an Informatikprofessorin der HWR Berlin Dr. Anna von Saucken für neue Lehrformen und Engagement in der Lehre.
Berlin, 3. Dezember 2021. „Es ist so viel schöner und leichter in einem Beruf zu arbeiten, für den man leidenschaftlich brennt. Deshalb ermutige ich Studierende, während des Studiums verschiedene Berufsbilder, Branchen und Aufgabenfelder über Praktika und Nebenjobs auszuprobieren“, sagt Prof. Dr. Anna von Saucken. Die Professorin für Wirtschaftsinformatik am Fachbereich Duales Studium der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) hat für sich den richtigen Job und ihre Berufung gefunden, ist Forscherin mit Erfahrung und Verbindung zur Berufspraxis und Lehrende aus Leidenschaft. Sie entwickelt neue Lehrkonzepte und sieht sich als Professorin vor allem in der Rolle einer Lernbegleiterin.
»Als Informatiker*innen müssen wir ein Leben lang immer wieder neu lernen. Und wir können nicht alles lernen, das ist einfach nicht machbar. Daher fühle ich mich äußerst privilegiert, in einem Fach lehren zu dürfen, in dem es mir immer wieder passiert, dass Studierende eine Programmiersprache oder ein Framework besser kennen als ich. So begegnen wir uns auf Augenhöhe. Ich lerne jedes Semester von meinen Studierenden dazu bzw. werde inspiriert für neue Ideen in der Lehre.«
Prof. Dr. Anna von Saucken, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der HWR Berlin
Studierende, die von diesem Engagement und ihren beruflichen Netzwerken profitieren, haben Anna von Saucken für den Bundeswettbewerb „Professor des Jahres 2021“ der UNICUM Stiftung nominiert. Aus über 3 000 Vorschlägen wählte die Jury die diesjährigen je ersten drei Preisträgerinnen und Preisträger in vier Kategorien aus. Prof. Dr. Anna von Saucken belegt als einzige Hochschullehrerin aus Berlin den 3. Platz in der Kategorie Ingenieurwissenschaften / Informatik des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs. Anfang Dezember wurden die Gewinner*innen bekannt gegeben.
Damit würdigt die unabhängige Jury unter dem Vorsitz des Rektors der Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Ulrich Radtke, besondere Leistungen in der Berufsvorbereitung der Studierenden. „Durch die Corona-bedingte Schließung der Hochschulen sind große Barrieren zwischen Lehrenden und Lernenden, Arbeitgeber*innen und Berufseinsteiger*innen entstanden. Sprechstunden, Praktika, Jobmessen, Erfahrungsaustausch – all das konnte höchstens virtuell stattfinden. Und doch gibt es Hochschullehrer*innen, die diese Krise als besondere Herausforderung verstanden haben“, schreibt die Jury in ihrer Begründung. Auch Anna von Saucken geht neue Wege in der digitalen Lehre.
Sie stellt in der Einführungsveranstaltung ihrer Online-Vorlesungen – die sie selbst „Lernveranstaltungen“ nennt – zehn Themenschwerpunkte inhaltlich kurz vor. Dazu gehören zum Beispiel Cloud Computing, Künstliche Intelligenz und Mensch-Maschine-Interaktion. Die Studierenden wählen dann per Live-Voting ihre thematischen Top 3 für die Lehrveranstaltung. „Auch, wenn der Vorbereitungsaufwand für die Vorlesungen so für mich deutlich höher ist, ich jedes Semester vieles neu aufsetzen muss, beobachte ich eine viel höhere Motivation bei den Studierenden, da sie die Vorlesungs- und damit Prüfungsinhalte im Rahmen des Curriculums proaktiv mitgestalten und Schwerpunkte setzen können“, sagt von Saucken. Das sei für sie nur folgerichtig, arbeiten ihre dual Studierenden doch bereits regelmäßig in kooperierenden Ausbildungsunternehmen, teilweise mit Projektverantwortung. Der Berliner Professorin ist es besonders wichtig, Studierende in der Ideenfindung für ihre individuellen fachlichen Schwerpunkte in der Informatik zu unterstützen, beispielsweise durch die Themenwahl der Abschlussarbeiten auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Sie vermittelt auch passende Praktika und Nebenjobs.
»Ich vermittle den Studierenden, dass sie als neue Generation vorherrschende Arbeitsweisen und veraltete Perspektiven positiv verändern können. Dafür braucht es ein ‚Digital Mindset‘ mit Agilität in der Projektarbeit, der Fähigkeit zum Netzwerken, Teamfähigkeit in großen Softwareprojekten, dem Umgang mit Komplexität sowie Neugier, Offenheit und Problemerkennung und Zerlegung dieser in Teilprobleme.«
Prof. Dr. Anna von Saucken, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der HWR Berlin
Um Lernveranstaltungen interessant und im Sinne der Berufsorientierung praxisnah und zielführend zu gestalten, rief die Informatikprofessorin eine Interviewreihe ins Leben unter dem Titel „15 min mit“. Sie holt Interviewpartner*innen aus ihren beruflichen und privaten Netzwerken in die Online-Lehrveranstaltungen oder zeichnet Interviews vorab auf, wenn die Gesprächspartner*innen zur Vorlesungszeit zeitliche nicht verfügbar sind. Führungskräfte, Entwickler*innen und Gründer*innen aus verschiedenen Branchen und Unternehmen sprechen über ihre Aufgaben und Herausforderungen. Anschließend stehen die Praktiker*innen mit IT-Bezug vom Klinikverbund über Unternehmen aus der Energiewirtschaft bis zum Autozulieferer den Studierenden für fachliche Nachfragen oder einen persönlichen Austausch per Mail zur Verfügung. „Die Lehrevaluationen zeigen deutlich, dass diese Methode bei den Studierenden sehr gut ankommt“, so von Saucken und sie ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Elon Musk hat leider bisher noch nicht zugesagt, aber ich bleibe dran.“