28.10.2016 — Pressemitteilung 64/2016Pressemitteilung 64/2016 | 28.10.2016

Der Feminismus ist nicht tot

Harriet Taylor Mill-Institut (HTMI) für Ökonomie und Geschlechterforschung

Vor 15 Jahren begann in Berlin eine bundesweit einmalige Erfolgsgeschichte auf dem Gebiet der Ökonomie und Geschlechterforschung. Bis heute ist das Harriet Taylor Mill-Institut (HTMI) an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin das einzige Forschungsinstitut einer Hochschule in Deutschland, an dem Wissenschaftler/innen aus VWL, BWL, Soziologie, Informatik und Recht disziplinübergreifend zu Ökonomie, Recht und Verwaltung arbeiten. Vier Wissenschaftlerinnen, darunter federführend Professor Dr. Friederike Maier, gründeten das HTMI. Inzwischen bündeln hier 19 Professorinnen und 8 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie viele assoziierte Mitglieder ihre Kompetenzen zum  Thema Geschlechterverhältnisse und Ökonomie.

Aktuell, so berichtete Institutsdirektorin Prof. Dr. Claudia Gather beim Symposium aus Anlass des Jubiläums im Oktober 2016, wird besonders der Forschungsbereich „Recht und Geschlecht“ vertieft, gibt es eine ganze Reihe drittmittelgeförderter interdisziplinäre Projekte. Die Sozialwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Geschlechterverhältnisse hob das vor zwei Jahren an der HWR Berlin gestartete Weiterbildungsprogramm für Frauen in Aufsichtsräten hervor. Sie verwies zudem  auf die 6 Gastprofessorinnen, gefördert aus dem Berliner Chancengleichheitsprogramm, die an der HWR Berlin tätig waren und inzwischen alle einen Ruf an  eine Universität oder Fachhochschule erhalten haben.

Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin, würdigt die Bedeutung des Instituts für den Wissenstransfer und die internationale Vernetzung auf dem Gebiet der Geschlechterforschung und Lehre. „Das unterstützen wir aus Überzeugung“, erklärte der HWR-Präsident und nennt die Forschungstätigkeit des HTMI einen Profilbaustein der HWR Berlin, der zur nationalen und internationalen Sichtbarkeit und Anerkennung der Hochschule beitrage.

Um die zentrale Rolle der Gender-Thematik in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ging es ebenfalls in dem Hauptvortrag des HTMI-Symposiums unter dem Titel „Gender and the Crisis in the EU: What next?“ Prof. Sylvia Walby, die an der britischen Lancaster University den UNESCO-Lehrstuhl in Gender Research innehat, setzt sich ein für Diversifizierung als Ausweg aus der europäischen Krise. Die Kultur einer zum Teil exzessiven Risikobereitschaft im Finanzsektor mit fatalen und weitreichenden Folgen, so belegt Walby, sei bedingt und gesteuert durch einen Monotheismus der männlichen Dominanz. „Die Demokratisierung der Finanzregulation ist ein feministisches Projekt“, ist die britische Wissenschaftlerin überzeugt. „Die zukünftigen Auswirkungen der europäischen Krise hängen davon ab, inwiefern es gelingt, die institutionelle Stabilität demokratischer Institutionen, die Europäischen Union eingeschlossen, durch gerechtere Verteilung von Verantwortung auf beide Geschlechter zu festigen und zu vertiefen“, betont Walby und ist überzeugt: „Feminism is not dead“.

Das HTMI ist nach der britischen Ökonomin und Vorreiterin der Frauenbewegung Harriet Taylor Mill (1807–1858) benannt. „Viele der Fragen, die Harriet Taylor gemeinsam mit einem der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts, dem britischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mill, aufwarf, stellen sich heute zwar anders, sind aber keineswegs erledigt“, sagt Gather. Diskriminierung gebe es immer noch, nur sei sie eher subtil und strukturell. Auch 200 Jahren nach den Mills sind Themen wie der freie Zugang zum Arbeitsmarkt oder gleiche Löhne und Eigentumsrechte immer noch in der öffentlichen Diskussion. Dem liegt die generelle und fundamentale Frage zugrunde, welche Rolle der Wirtschaft im Rahmen des „menschlichen Kulturfortschritts“ zukommt. Wie können und müssen Wirtschaftswachstum und die Mehrung materiellen Reichtums mit dem Ziel verbunden werden, Gleichheit und Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu schaffen? Genau an solche Forschungsfragen knüpft der Studien- und Forschungsschwerpunkt "Ökonomie und Geschlechterverhältnis" in den Wirtschafts-, Verwaltungs-  und Rechtswissenschaften der HWR Berlin an.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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