Sicherheitskonzepte: Was passiert, wenn was passiert?
Sicher feiern: Rund 170 Interessierte nahmen am 25. September 2019 an einer Konferenz der HWR Berlin teil. Im Fokus standen Sicherheitskonzepte für kleinere und mittlere Festivals.
Am 25. September 2019 veranstaltete die HWR Berlin gemeinsam mit der Clubcommission Berlin, der Musicbase Brandenburg sowie dem Festival-Bündnis Mecklenburg-Vorpommern eine Sicherheitskonferenz. Sie hatte zum Ziel, Grundlagen zu den rechtlichen und regulatorischen Anforderungen an Festivals zu vermitteln, Sicherheitskonzeptionen zu betrachten und den interdisziplinären Austausch zu fördern.
Der Einladung folgten rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus drei Bundesländern. Neben zahlreichen Festival-Veranstaltern waren auch Beschäftigte der Feuerwehren, der Polizeien der Länder und des Bundes, der Ministerien und Senatsverwaltungen, Kommunen und Sicherheitsdienstleister vertreten. „Eine sehr gute Mischung an Referenten und Themen,“ so die Teilnehmenden.„Die Best Practice Beispiele waren sehr fundiert und gut. Anschaulich war der Input zu den Inhalten eines Sicherheitskonzeptes“.
Sicherheit bei Großveranstaltungen gewährleisten
Seit dem Unglück bei der Love Parade in Duisburg vor neun Jahren steht die Sicherheit im Zusammenhang mit Großveranstaltungen im Fokus sicherheitsrelevanter Betrachtungen. Seither wurden erfolgreich Forschungsprojekte wie das Projekt „Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“ (BaSiGo) durchgeführt. Ihre Ergebnisse stellen die Basis für die Leitfäden der jeweiligen Bundesländer dar. Die Empfehlungen reichen von der Wahl der richtigen Veranstaltungsfläche, über Maßnahmen des Brandschutzes bis zum Crowd-Management.
Aber sind diese Erkenntnisse auch übertragbar auf kleine und mittelgroße Festivals? Können Veranstalter dieser Art von Events die finanziellen und personellen Ressourcen bereitstellen, um diesen Forderungen gerecht zu werden? Welche rechtlichen und regulatorischen Anforderungen unterliegen überhaupt Festivals, die häufig Besucherzahlen unter 5.000 Personen verzeichnen? Diese und viele andere Fragen sollten die Fachvorträge und Workshops beantworten.
Nicht die Größe eines Events ist entscheidend
In Vertretung der Dekanin begrüßte Prof. Dr. Wim Nettelnstroht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bevor die 20 bis 30-minütigen Vorträge begannen. Nadine Wothe von Boretti Security referierte über die „Konzeptionelle Planung – Theorie und Umsetzung in der Realität“ und gab mit ihrem Vortrag einen Einblick in die Perspektive eines Sicherheitsdienstleisters.
Johannes Thomann vom Stab Veranstaltungssicherheit der Berliner Feuerwehr erläuterte die Rahmenbedingungen von Feuerwehr und Rettungsdienst bei der Planung und der Durchführung von Veranstaltungen. Thomann, der bereits bei der Berufsfeuerwehr in München wesentlich zur Entwicklung von Standards in der Veranstaltungssicherheit beigetragen hat, stellte dar, dass es nicht auf die Größe einer Veranstaltung ankommt. Vielmehr sind bestimmte maßgebliche Faktoren, die Leistungsfähigkeit einer Kommune sowie das Identifizieren und Analysen von Gefährdungen entscheidend, um einen Handlungsbedarf festzustellen. Es seien nicht nur Großveranstaltungen zu betrachten, sondern alle Veranstaltungen, deren Besucherinnen und Besucher die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner einer Kommune in einem bestimmten Maß überschreiten.
Sicherheitsdienste rechtzeitig einbeziehen
Diana Tannenberger, K.I.S.S. Security GmbH, wies aufgrund umfangreicher Erfahrungen darauf hin, dass Sicherheitsdienstleister rechtzeitig in die Sicherheitsplanung einbezogen werden sollten. Veranstalter könnten dadurch auf deren fachliche Expertise zurückgreifen und finanzielle Mittel einsparen. Sicherheitsdienstleister sollten ihrer Ansicht nach als wesentlicher Partner bei der Erstellung von Sicherheitskonzeptionen verstanden werden.
Jens Groskopf von Groskopf Consulting e.K. knüpfte an die Aussagen an und stellte die drei wesentlichen Bestandteile der Sicherheitsplanung dar. Neben der Sicherheitskonzeption und Beratung ginge es in erster Linie um die Kommunikation, den Informationsaustausch und den integrativen Ansatz. Veranstaltungs- und Sicherheitsplanung können nicht voneinander getrennt betrachtet werden, sondern fließen zusammen in ein Sicherheitskonzept ein.
Best Practices: Auf Krisensituationen vorbereitet sein
Den Genehmigungsprozess aus der Perspektive der Polizei stellte Dana Dietrich von der Direktion Einsatz der Polizei Berlin dar. Überzeugend konnte sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Anforderungen erläutern, die aus polizeilicher Sicht zwingend zu betrachten und auch vom Veranstalter darzulegen sind. Auch die Veranstaltersicht kam nicht zu kurz. Alexander Dettke vom „Wilde Möhre Festival“ gab einen Einblick in „Best Practices – Vorbereitung auf krisenhafte Situationen während der Veranstaltung“.
Mit dem Vortrag „Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen - Vorbeugen ist besser als heilen“ knüpfte Christian A. Buschhoff, CAB Dienstleistungen, an die Ausführungen der anderen Expertinnen und Experten an. Buschhoff, der sich seit langer Zeit mit den Grundlagen in einer Arbeitsgruppe auseinandersetzt, konnte fundiert und nachvollziehbar die bisherigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe Veranstaltungssicherheit (AGVS) in die Sicherheitskonferenz einbringen. Deutlich definiert er den Stellenwert der Sicherheitskonzeption mit der Aussage: „Die Sicherheitskonzeption ist eine Handlungsanweisung für die Akteure der Sicherheitsorganisation und ein Arbeitspapier, welches den Prozess zur Erfüllung von Schutzzielen definiert“.
Länderspezifische Workshops und Abschlussdiskussion
Den Vorträgen folgten drei moderierte länderspezifische Workshops, die sich mit der künftigen Zusammenarbeit zwischen den Veranstaltern und den Genehmigungsbehörden auseinandersetzten. Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum vorgestellt und diskutiert. Die Veranstaltung machte deutlich, dass der Informations- und Diskussionsbedarf sehr hoch ist. Dies spiegelt auch das schriftliche Feedback zur Veranstaltung wider: „Sehr gute Veranstaltung. Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung und eine weitere Möglichkeit zum Netzwerken.“ Oder: „Die Themen sind wichtig, und es ist fantastisch, hier eine Möglichkeit des Austauschs zu haben. Bravo. Weitermachen“.
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