Zehntes Forschungsforum an der HWR Berlin
Was bedeutet Digitalisierung für die Gesellschaft? Was erwarten Studierende vom Arbeitgeber »Öffentliche Verwaltung«? Wo steht die aktuelle Sicherheitsforschung?
Das Forschungsforum der HWR Berlin präsentierte am 29. Juni 2023 bereits zum zehnten Mal die Bandbreite der Forschung an unserer Hochschule, diesmal in der Aula auf dem Campus Schöneberg.
Im Mittelpunkt der thematisch ausgerichteten Panel standen Projekte, die durch verschiedene renommierte Drittmittelgeber gefördert wurden. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Präsidenten der HWR Berlin, Prof. Dr. Andreas Zaby, und dem für Forschung und Transfer zuständigen Vizepräsidenten, Prof. Dr. Hartmut Aden. Der Präsident dankte allen, die das Forschungsforum in diesem Jahr ermöglichten, und verwies insbesondere auf die bemerkenswerte Vielfalt der Forschungsaktivitäten an der HWR Berlin. Professor Aden betonte in seiner Begrüßung die Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung, die diese Veranstaltung allen Forscher*innen und Interessierten aus Unternehmen und Verwaltung bietet.
Gesellschaftliche Auswirkung von Digitalisierung
Das erste thematische Panel des Nachmittags bündelte Vorträge von Professorinnen der HWR Berlin, die Drittmittelprojekte zum Themenfeld „Gesellschaftliche Auswirkungen von Digitalisierung“ durchführen, und wurde von Prof. Dr. Sebastian Schlesinger moderiert. Prof. Dr. Heike Wiesner stellte ihr Forschungsprojekt „Partizipative Softwaregestaltung und formative Evaluation“ vor, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das Projekt begleitet und evaluiert die Beteiligung breiter Bevölkerungsschichten an demokratischen Entscheidungsprozessen im Bereich Stadtplanung mittels Mixed-Reality-Technologie. Für die Fairness-Evaluierung der Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Personal-Einstellungsprozessen hat Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok in Ihrem vom Institut für Angewandte Forschung Berlin (IFAF) gefördeten Projekt „Fairness-Auditierung in technologiegestützter Personalauswahl“ ein Konzept entwickelt, für das sie erste Ergebnisse der Umsetzung präsentierte. Prof. Dr. Martina Sproll stellte ihr Projekt „Digitalisierung von Wertschöpfungsketten im Einzelhandel“ vor, das von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird. Das Forschungsvorhaben untersucht die Auswirkungen von Digitalisierung auf Arbeitsprozesse, Arbeitsbedingungen und Ungleichheit in den Wertschöpfungsketten des Einzelhandels mit besonderem Fokus auf die gewerkschaftliche Interessenvertretung.
Studierende im Fokus
Im zweiten Panel mit dem Titel „Studierende im Fokus“ berichteten Prof. Dr. Tobias Ringeisen und Prof. Dr. Carolin Hagelskamp über ihre durch die Berliner Qualitäts- und Innovationsoffensive (BQIO) geförderte Studie über Studierende des Bachelorstudiengangs Öffentliche Verwaltung. Unter dem Titel „Wie sehen Studierende die öffentliche Verwaltung als (zukünftigen) Arbeitgeber? Attraktivität, Image und Bindung“ wurden erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen präsentiert. So sind vor allem Sicherheit und ein gutes Arbeitsklima den Studierenden der Öffentlichen Verwaltung wichtig.
An das zweite Panel schloss sich direkt der Poster Flash an, bei dem Promovierende und Mitarbeiter*innen von Forschungsprojekten die von Ihnen erstellten Poster in drei Minuten komprimiert vorstellen konnten. Teilnehmende des Forschungsforums wählten im Zuge des sich anschließenden Poster Rundgangs, der Gelegenheit zum intensiveren Austausch über einzelnen Projekte gab, die beiden aus ihrer Sicht gelungensten Poster aus. Einen Preis erhielten die Poster von Johanna Heisgen/Prof. Dr. Birgit Felden (Entrepreneurial Diary App) und Diana Drechsel (Online Lehre ≠ Digitale Bildung für alle?!).
Aktuelle Themen der Sicherheitsforschung
Den Abschluss des Nachmittags bildete eine Paneldiskussion über „Aktuelle Themen der Sicherheitsforschung“. Moderiert wurde dieser Teil von Prof. Dr. Vincenz Leuschner. Im ersten Vortrag „Zur Wirkung von Verboten gegen rechtsextreme Vereinigungen“ stellte Prof. Dr. Christoph Kopke das BMBF-geförderte Projekt VerRexVer vor. Ob solche Verbote im Sinne einer „wehrhaften Demokratie“ wirksam sind, wird in dem Projekt mit Hilfe der Auswertung von Akten, Archivalien und qualitativen Interviews untersucht. Prof. Dr. Daniela Hunold widmet sich in ihrem BMBF-Projekt KONTEST der Selbstdarstellung von Angehörigen arabischsprachiger Familien, die in polizeilichen und medialen Kategorisierungen dem sogenannten Clan-Milieu zugeordnet werden. Ihr Vortrag unter dem Titel „Netnografie (Ethnografie im Netz) zur Lebenswelt von Angehörigen arabischsprachiger (krimineller bzw. kriminalisierter) Milieus“ beleuchtete, dass Themen wie Moral, Familie aber auch Bezüge zu öffentlichen Debatten die Kommunikation der (männlichen) Familienmitglieder in den sozialen Medien prägen. Zum Abschluss berichteten Prof. Aden und Dr. Genevieve Lennon (University of Strathclyde – Glasgow, UK) über das internationale Projekt „Police Accountability -Towards International Standards“, das im Rahmen der Programmlinie Open Research Area von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und den Forschungsförderungsinstitutionen in Frankreich, Japan, Kanada, und Großbritannien gefördert wird. Das Projekt untersucht, wie in unterschiedlichen Ländern mit Beschwerden über die Polizei umgegangen wird und welche Rolle „Polizeibeauftragte“ und vergleichbare Institutionen in anderen Ländern dabei spielen bzw. spielen können. Die drei Vorträge fanden große Resonanz im Publikum und mündeten in einer lebendigen Diskussion.
Das Forschungsforum war auch in diesem Jahr wieder eine Veranstaltung, die spannende Forschung an der Hochschule sichtbar machte und zugleich den disziplinübergreifenden Austausch zwischen den Forschenden und auch Interessierten aus der Praxis förderte.
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