Netzwerktreffen »Frauen & Gründung«
Im Rahmen eines Netzwerktreffens mit Stipendiatinnen, Stipendiaten, Alumni und Förderern des HWR-Deutschlandstipendiums gaben zwei ehemalige Stipendiatinnen Einblicke in ihre Unternehmensgründungen.
Bei dem ersten Präsenztreffen nach langer Pandemie-Pause ließen Cosima Winkelmann Fietz und Darleen Warda, beide Alumnae des Stipendienprogramms, die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Konditorei W sowie online zugeschaltete Gäste daran teilhaben, was es heißt, als Frau ein Unternehmen zu gründen. Für die vor Ort Anwesenden gab es als Kostprobe der handwerklich produzierten Konditoreiwaren unserer Alumna eine Auswahl an exquisiten Kuchen und Törtchen.
Cosima Winkelmann Fietz, gelernte Konditor-Meisterin, berichtete von ihren Erfahrungen und Stolpersteinen auf dem Weg zur Unternehmensgründung. 2018 startete sie gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner, Martin Wittwer, zunächst auf Wochenmärkten mit dem Verkauf der selbst hergestellten Konditorwaren. Etwa zur gleichen Zeit war Cosima Mutter von Zwillingen geworden und absolvierte ihr Studium an der HWR Berlin. Die Arbeit erledigte sie in dieser Zeit überwiegend zuhause und konnte zudem auf die Unterstützung eines Au-pair-Mädchens bauen.
Da die Nachfrage nach ihren Konditorwaren gut lief und die Bestellungen für Hochzeitstorten immer zahlreicher wurden, beschlossen die beiden, ein Café zu eröffnen. Nach einer langwierigen Suche nach geeigneten Geschäftsräumen öffnete 2021 die Konditorei Wihre Türen. „Inzwischen übernimmt mein Mann quasi alles mit den Kindern“, sagt Cosima. Er nahm sich Erziehungszeit für die Zwillinge und kann als IT’ler nahezu ganz im Homeoffice arbeiten. Dass er auch die Krankentage der Kita-Kinder vollständig übernimmt, sorgte bei seinem Team in Stuttgart für großes Erstaunen.
Ob es Momente gab, in denen sie ihre Gründung bereut, möchte eine Teilnehmerin wissen. Und ob, bestätigte Cosima, sie kann sich an mehrere solche Momente erinnern: Beim Gedanken an den großen Kredit, den sie aufgenommen hatte, bekam sie beizeiten schon Angst vor einer Insolvenz. Und besonders die Suche nach einer passenden Immobilie habe sie viel Energie gekostet. Eine große Herausforderung ist für die zweifache Mutter auch die enorme Arbeitsbelastung, eine 6-Tage-Woche mit zehnstündigen Arbeitstagen.
Darleen Warda steht noch am Anfang der Unternehmensgründung: Die Idee zu Cleverlohn entstand, als sie als Werkstudentin schlechte Erfahrungen in der Abrechnungspraxis machte. Mit ihrer Geschäftsidee möchte sie – zusammen mit ihrem Geschäftspartner Ole Wohltmann – die Lohnabrechnung modernisieren und den Prozess insgesamt effizienter gestalten. Nach dem Smartprinzip sollen vor allem Kleinst- und Kleinunternehmen von der Vereinfachung des Lohnabrechnungsprozesses profitieren. Ziel der beiden ist es, die Thematik der Lohn- und Gehaltsabrechnung zugänglicher zu machen.
Dafür werden sie für sechs Monate mit einem Berliner Startup Stipendium unterstützt. Das Gründungsteam sitzt im Startup Incubator Berlin (SIB), dem Gründungzentrum der HWR Berlin, das sie auch mit Know-how und Infrastruktur unterstützt.
Darleen studiert aktuell noch in Teilzeit den Bachelorstudiengang Unternehmensgründung und -nachfolge der HWR Berlin. Das Studium habe ihr „viel gebracht“ auf dem Weg zur eigenen Gründung, „vor allem das Startup Ökosystem“ – das Netzwerk sei extrem hilfreich, sagte sie.
Auf welche Hürden sie bislang bei ihrer Gründung gestoßen ist? Darleen begegnete typischen Klischees gegenüber Gründerinnen. In den Gesprächen mit anderen Gründerinnen und Gründungsinteressierten zeichnet sich zum Teil noch immer eine Differenz in der Wahrnehmung abhängig vom Geschlecht ab. So werden Männer beispielsweise eher mit Risikoaffinität und Frauen eher mit einem Sicherheitsbedürfnis in Verbindung gesetzt. Sie hat jedoch sehr gute Erfahrungen mit vielen Programmen gemacht, die dabei unterstützen, das Startup-Ökosystem noch mehr zu durchmischen und Frauen im Gründungskontext zu stärken.
Und was wünschen sich die beiden Gründerinnen für die Zukunft hinsichtlich der deutschen Gründungskultur?
- Mehr Risikobereitschaft und Unterstützung auf dem Weg dahin.
- Eine Vereinfachung der Prozesse und Bürokratie für eine Unternehmensgründung.
- Ein anderes Bildungssystem, in dem (endlich) mehr Selbstständigkeit, proaktives Handeln und Gruppenprojekte Eingang finden – ähnlich wie in skandinavischen Ländern.
- Flexiblere Kitazeiten, die Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern.
Wir bedanken uns bei Cosima und Darleen für die persönlichen Einblicke in ihre Karrierewege und bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre anregenden Fragen!
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