Aufgaben einer Hochschule für den öffentlichen Dienst
Vom 8.–10.05.19 feierten die Glienicker Gespräche als Tagung von Lehrenden, Praktikern und Politikern, die mit der Ausbildung für den öffentlichen Dienst beschäftigt sind, runden Geburtstag: 30 Jahre.
Die Jubiläums-Tagung, die mit dem Thema „Die Aufgaben einer Hochschule für den öffentlichen Dienst im 21. Jahrhundert“ einen Blick in die Zukunft warf, wurde standesgemäß im Festsaal des Schlosses Friedrichsfelde im Tierpark Berlin eröffnet. Begrüßt wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch den Präsidenten der HWR, Herrn Prof. Dr. Andreas Zaby, der unter Bezug auf Charles Landry eine Vision aufzeigte, wie der öffentliche Dienst in 30-40 Jahren aussehen könnte. Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin, betonte in seinem Grußwort im Hinblick auf die künftigen Herausforderungen für den öffentlichen Dienst die „lange Tradition“ der Glienicker Gespräche, mit ihren Diskussionen und insbesondere ihren Thesen einen notwendigen Beitrag dazu zu leisten, dass Wissenschaft und Hochschule sich in die (Hochschul-)Politik einmischen, da die Politik gerade auf derartige Empfehlungen angewiesen sei. Der Dekan des Fachbereichs 3 der HWR Berlin, Herr Prof. Dr. Robert Knappe, stellte in seinem Grußwort anschaulich dar, dass die Glienicker Gespräche mit ihren Themen zumeist um Jahre anstehende Diskussionen vorwegnehme und so insbesondere mit ihren bislang rund 300 Glienicker Thesen wichtige Impulse geliefert habe und liefere.
In einem ersten umfassenden Vortrag berichtete Herr Prof. Dr. Jürgen Stember, Professor für Verwaltungswissenschaften an der Hochschule Harz und Präsidiumsmitglied der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst, von den Berichten seiner im Auftrag der Rektorenkonferenz durchgeführten und erst jüngst abgeschlossenen Studie zu den „Hochschulen für den öffentlichen Dienst – Grundlagen, Herausforderungen und Zukunftsstrategien“. Auf der Grundlage zahlreichen erhobenen statistischen Materials, um den Hochschulen für den öffentlichen Dienst ein „dokumentarisches Gesicht“ zu geben und Konturen für eine gemeinsame Strategie zu erhalten, empfahl Prof. Dr. Stember unter anderem, dass die Hochschulen für den öffentlichen Dienst – insbesondere die kleineren – sich stärker vernetzen müssten, um den künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Er zeigte eine eigene Vision eines Kompetenz-Netzwerks der Hochschulen für den öffentlichen Dienst auf.
Im Anschluss zeigte Frau Prof. Dr. Johanna Groß, Professorin für Sozialen Wandel und Konfliktforschung an der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen, anhand der Ergebnisse ihrer Befragungen von Studierenden ganzer Jahrgänge an verschiedenen Hochschulen für den öffentlichen Dienst auf, welche Motive und Ansichten die Studierende aufweisen. Insbesondere die örtliche Gebundenheit war für diele Studierende handlungsleitend.
Am Donnerstag legte Frau Dr. Britta Schumacher aus dem Executive Office der UAS7, bekanntermaßen seit 2005 dem Hochschulkonsortium der sieben führenden Hochschulen mit einer an der HWR Berlin verorteten Geschäftsstelle anhand der Aktivitäten der UAS7 auf, welche Vorteile eine derartige Vernetzung im Detail haben kann.
Frau Prof. Dr. Claudia Gather, Professorin für Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Geschlechterverhältnisse an der HWR Berlin und Direktorin des 2001 gegründeten Harriet Taylor Mill-Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung an der HWR Berlin lieferte nicht nur einen anschaulichen historischen Überblick über die Stellung von „Frauen in der Hochschule“, sondern zeigte auch im Detail auf, was es künftig noch zu tun gibt und bewertete hierzu einzelne Instrumente.
Herr Dr. Benjamin Limbach, Direktor der Fachhochschule für Rechtspflege Nordrhein-Westfalen und Leiter des Ausbildungszentrums der Justiz Nordrhein-Westfalen, griff die in einem Workshop des letztjährigen 29. Glienicker Gesprächs 2018 kontrovers diskutierte Frage auf, ob Hochschulen neben der Kompetenzvermittlung auch einen Erziehungsauftrag haben. Er bejahte nicht nur eine Erziehungsbedürftigkeit der Studierenden, sondern auch einen Erziehungsauftrag der Hochschulen, der bezogen auf Vorkommnisse in den einzelnen Lehrveranstaltungen bei den Dozierenden liege.
Traditionell wurden in mehreren Workshops zu Aufgaben der Hochschulen für den öffentlichen Dienst in den Bereichen der Lehre, der Forschung sowie im „Third Mission“-Bereich die „Glienicker Thesen“ zur Tagung erarbeitet und am abschließenden dritten Tag von den Gruppen im Plenum vorgestellt und diskutiert. Beim kulturellen Abendprogramm ging es zu exklusiven Abendtouren in den Tierpark Berlin .