Ihr Elan und ihre Begeisterung stecken an
Adelya Fatykhova erhält den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender 2018. Die US-Amerikanerin mit tatarischen Wurzeln studiert International Business Management.
„Ich habe viel Glück gehabt“, diesen Satz fügt Adelya Fatykhova immer wieder ein, wenn sie über ihre Lebensstationen berichtet. Dabei steckt hinter all dem Erreichten vor allem harte Arbeit, Begeisterungsfähigkeit und die Bereitschaft und Flexibilität der 24-Jährigen, neue Wege zu gehen und jede Chance zu nutzen. Diese außergewöhnlichen Leistungen und ihr Engagement, ihr Wissen zu teilen und ihre Fähigkeiten ehrenamtlich für andere einzusetzen würdigt die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin und wählte die Studentin des Studiengangs International Business Management (IBMAN) aus für den diesjährigen, mit 1 000 Euro dotierten DAAD-Preis.
Die gebürtige Usbekin gehört der Volksgruppe der Tataren an. Weil ihre Familie unter Repressalien gegen diese ethnische Minderheit litt, zog sie nach Russland und immigrierte schließlich in die USA, als Adelya Fatykhova sieben Jahre alt war. Ihr ausgezeichneter High-School-Abschluss war die Eintrittskarte für die angesehene McGill University in Montreal (Kanada), wo sich die Studentin für Bioinformatics einschrieb. Über ein Stipendienprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) absolvierte sie ein dreimonatiges Forschungspraktikum in Biophysik am Forschungszentrum Jülich in Berlin. „Das war für mich ein kompletter Paradigmensprung“, sprudelt es aus Fatykhova heraus. „Ich war begeistert davon, dass schon Studierende in Deutschland die Möglichkeit erhalten zu forschen und sogar Verantwortung dafür übertragen bekommen“. Und sie fühlte sich sofort zu Hause in der deutschen Hauptstadt.
Ihre Prüfungsergebnisse an der McGill University waren exzellent und so bewarb sich Fatykhova erfolgreich um ein Stipendium des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam, durchlief ein sechsmonatiges Praktikum bei SAP, im Bereich Kommunikation und Marketing – und war entflammt von diesem für sie völlig neuen Berufsfeld. Studiengebühren und Lebenshaltungskosten in Kanada erwiesen sich für die Familie schließlich als zu hoch. So brach die junge Akademikerin mit großem wissenschaftlichem Potenzial nach dem dritten Jahr ihr Studium ab und zog nach Deutschland, um hier weiter zu studieren und zur Finanzierung dieses Vorhabens Arbeit zu suchen. „Ich hatte großes Glück, wieder bei SAP einsteigen zu können und noch größeres, bei SAP Health mein Knowhow aus der Bioinformatics mit Public Relations kombinieren zu können“, sagt die Studentin, der beide Sparten liegen. Nun wollte sie mehr erfahren über wirtschaftliche Zusammenhänge und weshalb sich Produkte und Dienstleistungen im Markt behaupten oder nicht. „Der Studiengang International Business Management an der HWR Berlin ist perfekt dafür“, schwärmt die Studentin und auch davon, wie praxisnah das Studium sei, „coole neue Themen“ behandelt werden und durch die kleinen Studiengruppen der Kontakt der Kommiliton/innen und zu den Professor/innen sehr eng ist. All das trägt bei zu ihrem überdurchschnittlichen Notenschnitt von 1,4 im inzwischen siebenten Semester. Im nächsten Semester wird sie ihre Bachelorarbeit schreiben.
Adelya Fatykhova ist angekommen. „Ich bin selbst erstaunt darüber, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich zu Hause fühle, wohlfühle in dieser Kultur und in diesem Land, obwohl ich noch nicht alles auf Deutsch verstehe“, strahlt die sympathische junge Frau. „Ich habe seit meiner Kindheit schwierige Phasen durchlebt und viel daraus gelernt. Ich will die selbstlose Unterstützung, die meine Familie und ich immer wieder erfahren haben, als wir Hilfe brauchten, weil alles so fremd war, nun selbst weitergeben an andere. Die IBMAN-Studentin unterrichtete Cross Cultural Communication in der Summer School für Geflüchtete an der HWR Berlin und an der gemeinnützigen ReDI School of Digital Integration. Außerdem erstellt die IBMAN-Studentin eine Website, auf der Bildungsangebote für Geflüchtete zusammengestellt sind und engagiert sich in Projekten, in denen neu zugewanderte junge Menschen über Kunst und Mode eine berufliche Perspektive geboten wird.
Der DAAD-Preis wird an der HWR Berlin seit 2006 vergeben und Adelya Fatykhova ist eine „mehr als würdige Preisträgerin, auf die die Hochschule sehr stolz ist“, hebt Prof. Dr. Andrea Rumler in ihrer Laudatio auf die IBMAN-Studentin hervor.