Bundesweiter Anstieg der Frauenanteile an Fachhochschulen
Eine aktuelle Sonderauswertung des GESIS Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften hat ergeben: deutsche Fachhochschulen schneiden im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit immer besser ab.
Es gibt positive Entwicklungen in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit an deutschen Fachhochschulen: der Frauenanteil steigt an. Das hat die Sonderauswertung des GESIS Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) der Jahre 2016/2017 ergeben.
So liegt der Frauenanteil bei den Studierenden an deutschen Fachhochschulen mit 43 % zwar niedriger als an Universitäten (51 %), jedoch steigt er seit 1992 kontinuierlich an. An der HWR Berlin lag der Frauenanteil 2017 mit 50,9 % sogar fast so hoch wie bei den Universitäten (Zahlenspiegel 2017, eigene Berechnung).
Den Grund für den im Vergleich niedrigeren Frauenanteil bei den Studierenden sieht die Autorin der Studie Andrea Löther in der fachlichen Ausrichtung von Fachhochschulen, deren Schwerpunkte neben Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in den MINT-Fächern und dabei insbesondere in Mathematik und Naturwissenschaften sowie Ingenieurswissenschaften liegen. Insbesondere in letzteren Fächern sind wenige Frauen eingeschrieben. Eine Präferenz der Studentinnen für bestimmte Fächergruppen zeigt sich auch an der HWR Berlin. So stieg der Anteil der Studentinnen in Fächern mit MINT-Anteilen zwar in den letzten Jahren leicht an, jedoch war im 2017 nur rund ein Drittel der Studierenden in diesem Bereich weiblich (Zahlenspiegel der HWR Berlin 2017).
Bei den Professuren und Promotionen teils erhebliche Unterschiede
Während bei den Studierenden kaum signifikante Unterschiede bei den Frauenanteilen innerhalb der Fächergruppen bestehen, gibt es bei den Promotionen zum Teil große Unterschiede zwischen Fachhochschulen und Universitäten. Lediglich bei den MINT-Fächern ist der Frauenanteil bei den Promotionen in beiden Hochschultypen gleich. In allen anderen Fächern ist der Frauenanteil an Fachhochschulen deutlich geringer.
Diese Entwicklung setzt sich auch bei den Professuren fort: So gehen an deutschen Fachhochschulen lediglich ein Viertel der Rufe an Frauen, während es an Universitäten rund ein Drittel sind. Auch bei den Bewerbungen auf Professuren liegt der Frauenanteil an Fachhochschulen unter dem an Universitäten. Dabei ist der Anteil bei Bewerbungen auf Professuren in den MINT-Fächern deutlich geringer als bei Bewerbungen in den Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften. Der Anteil weiblich besetzter Professuren stieg zwischen 2006 und 2016 um etwa 7 %. Auch an der HWR Berlin ist ein Anstieg der Frauenanteile bei Professuren zu beobachten: seit 2010 ist er um etwa 4 % gestiegen.
Trotz der positiven Entwicklungen zeigt sich, dass insbesondere in den höheren Qualifizierungsstufen deutlicher Handlungsbedarf besteht. Es gilt, Maßnahmen zu entwickeln, um den Frauenanteil an Promotionen, Bewerbungen und Professuren zu steigern – und somit für mehr Chancengleichheit in der Wissenschaft zu sorgen.
Birte Driesner, Referentin der zentralen Frauenbeauftragten