Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Am 25. November wird der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen begangen. Auch die HWR Berlin beteiligt sich mit Aktionen und Veranstaltungen und zeigt Flagge.
Kürzlich veröffentlichte das Bundeskriminalamt das erste Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“. Dieses fasst erstmals Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammen und bezieht sich auf Gewalttaten, frauenfeindliche Straftaten im Rahmen politisch motivierter Gewalt und Straftaten, die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden. Das Lagebild zeigt dabei einen besorgniserregenden Trend, denn in allen Bereichen sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen:
Demnach wird beinahe jeden Tag eine Frau Opfer eines Femizids in Deutschland. Die Zahl der versuchten Tötungsdelikte ist noch größer. So werden jeden Tag mindestens zwei Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Femizids.
In 2023 wurden 52.330 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten, was einer Steigerung zum Vorjahr von 6,2 % entspricht. Über die Hälfte der Opfer waren minderjährig.
Auch bei häuslicher Gewalt zeigt sich ein Anstieg. So hat die Zahl der dokumentierten Opfer von Partnerschaftsgewalt in den letzten fünf Jahren um 19,5 % zugenommen und erreicht im aktuellen Berichtsjahr damit einen neuen Höchststand. Die weit überwiegende Zahl der Opfer von Partnerschaftsgewalt sind mit 79,2 % weiblich.
Bei diesen Zahlen handelt es sich jedoch nur um jene Straftaten, die zur Anzeige gebracht wurden. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist. Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Häufig finden sich die Täter im sozialen Umfeld der Betroffenen: So ist etwa jede vierte Frau in Deutschland mindestens einmal von physischer oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner betroffen.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme, betrifft geschlechtsspezifische Gewalt alle sozialen Milieus und Bildungsgrade. Ein höherer Bildungsgrad schützt weder davor, Opfer von Gewalt zu werden, noch verhindert er, dass Menschen Gewalt ausüben. Gewalt gegen Frauen innerhalb und außerhalb von Paarbeziehungen macht damit auch vor Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs nicht halt.
Es ist daher wichtig auch an Hochschulen auf diese Problematik aufmerksam zu machen.
Aktionen und Veranstaltungen
Die HWR Berlin widmet sich auch in diesem Jahr diesem Thema und möchte die Hochschulangehörigen ermutigen, sich gegen Gewalt an Frauen einzusetzen. Den Auftakt bildet das Hissen der landeseigenen Anti-Gewalt-Flagge am Campus Schöneberg am 25. November.
Ebenfalls ab dem 25. November an beiden Standorten zu sehen ist die Ausstellung „Gemeinsam gegen Sexismus“ des gleichnamigen Bündnisses. Die Ausstellung informiert zu Sexismus und sexuelle Belästigung und gibt Hinweise zur Bekämpfung von Sexismus im Alltag. Am Campus Schöneberg ist die Ausstellung im Foyer des Hauses B, am Campus Lichtenberg im Foyer des Hauses 1 zu sehen.
Das Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung (HTMI) veranstaltet am 25. November eine Diskussionsveranstaltung für FLINTA* zu „Geschlechtsspezifische Gewalt und ihre verschiedenen Formen: eine interdisziplinäre Perspektive“ in Kooperation mit dem EWA e.V.
Aktiv werden können Hochschulangehörige in den Workshops zu Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für FLINTA* und für All Gender. Die Workshops finden am 28.11. am Campus Schöneberg und am 5.12. am Campus Lichtenberg statt.
Hier gibt es Hilfe
Betroffene von sexualisierter Diskriminierung und Gewalt an der HWR Berlin können sich unter anderem an die hauptamtliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und die dezentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Fachbereiche wenden. Infos und weitere Notfalladressen gibt es auf der Website der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten unter Hilfe bei sexualisierter Gewalt und Notfalladressen.
Auch können Betroffene, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben, aber auch Angehörige, Freund*innen, Kolleg*innen und Nachbar*innen das bundesweite Beratungsangebot des Hilfetelefons "Gewalt gegen Frauen" nutzen. Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung unterstützen die Mitarbeiter*innen rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr. Das Angebot gibt es in einer Vielzahl an Sprachen und ist barrierearm gestaltet.
Auch die Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG e.V.) unterstützt Betroffene häuslicher Gewalt und leistet neben telefonischer und digitaler Beratung auch mobile Beratung innerhalb von Berlin.
Das Projekt Gewaltfrei in die Zukunft bietet eine geschützte App an, die Betroffene darüber aufklärt, welche Formen von Gewalt es gibt und sie darin unterstützt ihre eigene Situation einzuschätzen und passende Hilfsangebote zu finden.
Weiterführende Links:
- Bundeskriminalamt (2024): Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“
- Bundeskriminalamt (2024): Lagebild Häusliche Gewalt 2023
- Bundesministerium des Innern und für Heimat (2024, 7. Juni): Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat sowie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2014): Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen – Eine sekundäranalytische Auswertung zur Differenzierung von Schweregraden, Mustern, Risikofaktoren und Unterstützung nach erlebter Gewalt, 5. Auflage.
- Schröttle, M. (2024): Gewalt im Geschlechterverhältnis im engen sozialen Nahraum