Preise für studentische Arbeiten über Besuchersicherheit
Der Deutsche Expertenrat Besuchersicherheit (DEB) zeichnet erstmals herausragende Arbeiten von Studierenden mit dem DEB-Bundes-Innovationspreis aus. Zwei Preise gingen an die HWR Berlin.
Zwei der drei Preise des bundesweiten Wettbewerbs gingen an Studentinnen der HWR Berlin: Den ersten Preis erhielten Maileen Hilbert und Kathrin Klatt für ihre Arbeit „UEFA EURO 2024 - Wiederkehrende Probleme im Umgang mit Sicherheitskonzepten bei Großveranstaltungen“. Platz 3 belegte Saskia Engel mit dem Thema: “Investigation of the adequacy of the current safety guidelines and standards for (large) events in relation to hazardous situations based on the factor of nature and environment”
Die wissenschaftlichen Arbeiten sollen einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Nutzen für die Besuchersicherheit von Veranstaltungen, Messen und Kongressen habe. Sie müssen beispielsweise Forschungsergebnisse, Literaturanalysen, Ideen oder Vorschläge zur Verbesserung der Besuchersicherheit enthalten.
Jury: Bewertung und Auszeichnung
Die siebenköpfige Jury aus Wissenschaft und Praxis wählte drei eingereichte Arbeiten aus. In einem bundesweiten Expert*innentreffen zur Besuchersicherheit am 21.10.2024 im AXICA Kongress- und Tagungszentrum am Pariser Platz in Berlin erhielten die Bewerberinnen und der Bewerber die Möglichkeit, in einem 20-minütigen Vortrag das Thema ihrer Arbeit dem Fachpublikum vorzustellen.
Der Vorsitzende des Deutschen Expertenrates Besuchersicherheit, Olaf Jastrob, stellte in seiner Eingangsrede den Stellenwert des Netzwerkgedankens in der Besuchersicherheit heraus und verwies auf die noch ausstehenden, bundeseinheitlichen und erforderlichen rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Siegerinnen und Sieger gab Ulf Weidmann, Vorstand Marketing Deutscher Expertenrat Besuchersicherheit, bekannt.
Teilnahmeberechtigt sind Bachelor- und Masterarbeiten sowie Berichte über Praxissemester sowie Beleg-, Haus- und Projektarbeiten von Studierenden und Absolventen einer deutschen Hochschule. Der Preis ist insgesamt mit 3.500 € dotiert. Die Jury würdigt den ersten Platz mit 2.000 €, den zweiten Platz mit 1.000 € und den dritten Platz mit 500 €. Darüber hinaus erhalten die Preisträgerinnen und Preisträger ein Teilnahmezertifikat des DEB und eine einjährige beitragsfreie Mitgliedschaft. Die ausgezeichneten Arbeiten werden auf der DEB-Internetseite veröffentlicht.
1. Preis „UEFA EURO 2024 - Wiederkehrende Probleme im Umgang mit Sicherheitskonzepten bei Großveranstaltungen“ von Maileen Hilbert und Kathrin Klatt
Maileen Hilbert und Kathrin Klatt untersuchten im Rahmen ihrer Masterarbeit ein Thema, dessen konkrete praktisch-fachliche Problemstellung von besonderer Bedeutung ist.
Inhaltlich teilt sich die Masterarbeit in zwei Themenkomplexe und exerziert die Erkenntnisse am Beispiel der Host City Berlin. Neben einer Darstellung der für die UEFA EURO 2024 eingerichteten Sicherheitsarchitektur auf Bundes- und Landesebene, geht die Masterarbeit auf die komplexen Genehmigungsverfahren und Grundlagen zu Sicherheitskonzepten ein. Darüber hinaus werden neben den Grundlagen des Umgangs mit Risiken, Möglichkeiten der Vorbereitung von Entscheidungstragenden vorgestellt werden, die es ihnen gestatten, flexible und richtige Entscheidungen zu treffen. Ein „Werkzeugkoffer“ mit ausgewählten Gefährdungs-Szenarien am Beispiel der UEFA EURO 2024 Fanmeile in Berlin soll die Verantwortlichen in die Lage versetzen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und situationsangepasst zu handeln.
Zahlreiche Interviews mit Expert*innen
Die von Frau Klatt und Frau Hilbert gewählte Forschungsfrage weist in mehrfacher Hinsicht einen besonderen Schwierigkeitsgrad und praktischen Nutzen für die EURO 2024 aus. Die Literatur zum Themengebiet ist vielfältig und auch für Expert*innen kaum zu überblicken. Die aktuellen Problemstellungen und relevanten Fachdiskussionen sind oftmals nur einem begrenzten Expert*innenkreis bekannt. Bei der Bearbeitung einer derartig zentralen Fragestellung kam es nicht allein auf den wissenschaftlichen Zugang zu den aufgeworfenen Problemstellungen an, sondern es bedurfte nahezu eines „erfahrungswissenschaftlichen“ Zugangs – und zumindest in gewissen Maße – einer Durchdringung des Geistes der Materie, um die jeweiligen organisationsspezifischen und fachlichen Gegebenheiten zu erfassen. Die Verfasserinnen haben sich mit ihrer Arbeit und der Fragestellung dieser besonderen Herausforderung gestellt. Die sich aus der Literaturlage ergebenden methodischen Schwierigkeiten der Literaturrecherche und -analyse, lösten die Verfasserinnen zum einen durch eine zielführende Methodendiskussion und dem Entschluss, empirisch im Wege von Expert*inneninterviews vorhandene Unsicherheiten zu beseitigen und Lücken zu schließen, um sich so den zu untersuchenden Sachverhalt weitgehend umfassend wissenschaftlich zu erarbeiten. Die Vielzahl der durchgeführten Expert*inneninterviews und die qualitativ hochwertigen Ergebnisse sind insbesondere deshalb von einem besonders hohen Wert, weil die Befragten tatsächlich die handelnden und erfahrenden Personen in der Veranstaltungsbranche sind. Somit sind in die Arbeit Erfahrungen von unschätzbaren Wert eingeflossen, die in der Literatur bislang keine oder nur wenig Berücksichtigung fanden.
Praktischer Nutzen der Arbeit
Neben einer wissenschaftlich sehr guten Arbeit, ist auch der praktische Nutzen für die Besuchersicherheit herauszustellen. Die Fragestellung und die Inhalte der Arbeit sind in enger Kooperation mit der Projektgruppe EURO 2024 der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in Berlin entstanden. Die Projektgruppe hat ein sehr hohes Verwertungsinteresse an den Ergebnissen der Arbeit. Die vorliegenden Ergebnisse können einen wesentlichen Beitrag zur konzeptionellen Umsetzung der Erhöhung der Besuchersicherheit leisten. Im Ergebnis handelte es sich um eine sehr gute Masterarbeit, die wissenschaftlich fundiert und von einem hohen praktischen Mehrwert geprägt ist.
Maileen Hilbert und Kathrin Klatt studierten an der HWR Berlin im Masterstudiengang Sicherheitsmanagement, welchen sie im November 2022 erfolgreich beendeten. Gutachter der Arbeit waren Prof. Marcel Kuhlmey und Polizeidirektor Dirk Würger von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
2. Preis: “Risk management and prevention of terrorist threats at tourist destinations through simulation – simulated attack of the Oktoberfest in Munich” von Christof Radlmayr
Die Masterthesis setzt sich mit dem Risikomanagement und der Prävention terroristischer Bedrohungen an Touristenzielen durch agentenbasierte Simulation auseinander. Der besondere Fokus lag auf einen möglichen Terroranschlag auf das Oktoberfest in München. Er simulierte drei Szenarien, die vom Normalbestrieb über die Störung bis zum Anschlag reichten, um das Verhalten der Besucher zu simulieren. Die Masterarbeit im Masterstudiengang Tourismusmanagement wurde von Prof. Dr. Tim Gruchmann und Frank Simoneit von der Fachhochschule Westküste betreut.
3. Preis: “Investigation of the adequacy of the current safety guidelines and standards for (large) events in relation to hazardous situations based on the factor of nature and environment” von Saskia Maria Engel
Saskia Maria Engel untersuchte mit ihrer Arbeit die Angemessenheit aktueller Sicherheitsrichtlinien und -normen in Bezug auf Gefahrensituationen für (Groß-)Ereignisse, die sich aus extremen Ereignissen ergeben können. Der besondere Fokus lag auf Schadenslagen im Natur- und Umweltbereich. Frau Engel hat zunächst die Grundlagen im Veranstaltungsschutz beleuchtet und anschließend die rechtlichen und regulatorischen Bestimmungen auf deren Anwendbarkeit im Bereich der Natur- und Umweltgefahren geprüft. Sie hat diese konkretisieret und daraus Maßnahmen und Handlungsempfehlungen abgleitet, die durch Checklisten ergänzt wurden.
Saskia Maria Engel studierte bis Oktober 2022 an der HWR Berlin im Masterstudiengang International Security Management und arbeitet nunmehr in der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.
Die Betreuung der Arbeit erfolgte durch Prof. Marcel Kuhlmey, HWR Berlin, und Marcel Altenburg, Manchester Metropolitan University.