Nachhaltigkeit und Diversität zusammen denken
Beim ersten Tag der Nachhaltigkeit und Vielfalt an der HWR Berlin wurden gesellschaftliche Herausforderungen benannt und konkrete Ideen für die Hochschule diskutiert.
"Wir stehen sowohl im Bereich der Nachhaltigkeit wie auch im Bereich der Diversität vor drängenden Herausforderungen“, betonte Vizepräsidentin Prof. Dr. Silke Bustamante in ihrer Begrüßungsrede beim erstmaligen Tag der Nachhaltigkeit und Vielfalt. Es sei Aufgabe der HWR Berlin, an deren Lösung mitzuwirken. Da Nachhaltigkeit und Vielfalt eng miteinander verbunden seien, würden die Auswirkungen des Klimawandels vor allem marginalisierte Gruppen treffen. Leonhard Hartmann, HWR-Beauftragter für Diversität und Antidiskriminierung, sieht das ähnlich, denn „Nachhaltigkeit kann nur funktionieren, wenn wir Inklusion und Vielfalt der Gesellschaft berücksichtigen“. In beiden Bereichen gehe es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um Bewusstseinsveränderung, so Hartmann.
Hochschulangehörige einbeziehen
Zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, Hochschulangehörige einzubeziehen. Diese konnten im Rahmen des „Sounding Board“ Feedback zu bisherigen Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit und Diversität geben und ihre Prioritäten für zukünftige Maßnahmen und Aktivitäten mitteilen. Im Workshop zum Nachhaltigkeitskonzept der Hochschule wurden gemeinsam mit allen Statusgruppen Messindikatoren für die Erreichung strategischer Ziele des Nachhaltigkeitskonzepts diskutiert. Im Barcamp konnten alle Teilnehmenden Themen und Ideen für mehr Nachhaltigkeit und Vielfalt pitchen. Die Pitches zum „Blutspendetag“, „Brutkästen“, „Flohmarkt“ und „Neurodiversität“ wurden von den Zuhörer*innen als besonders interessant ausgewählt und im Nachgang leidenschaftlich diskutiert.
Wachstum und soziale Gerechtigkeit
Neue Ansätze für nachhaltiges Wachstum unter Berücksichtigung sozialer Gerechtigkeit entwickelte Prof. Dr. Anders Levermann in seiner Keynote zur „Faltung der Welt“. „Wir können die Temperatur des Planeten nur stabilisieren, wenn wir vollständig aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen.“, bilanzierte der Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Implementiert man solch eine von der Natur gesetzte Grenze wie zum Beispiel im Europäischen Emissionshandel“, so Levermann weiter, „dann führt das nicht zu einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung, sondern zu Innovation.“ Wirtschaftliche Entwicklung stünde dann nicht im Widerspruch zur Endlichkeit unseres Planeten, sondern ermögliche freie Entfaltung innerhalb der natürlich gesetzten Grenzen – ein Wachstum in die Vielfalt der Lösungen ähnlich der Artenentwicklung im Amazonas-Regenwald.
Wir brauchen einen kompetenten Umgang mit Diversity, nicht, um den Fachkräftemangel zu beheben, sondern weil wir damit dafür sorgen, dass Menschenrecht sich entfalten kann.
Mit Vielfalt beschäftigte sich auch Eren Ünsal, die Leiterin der „Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung“. In ihrer Keynote sprach sie über Strategien für eine nachhaltige Förderung von Diversität und Chancengerechtigkeit in der Berliner Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft. Es sei wichtig, Diskriminierung sichtbar zu machen. Eine diskriminierungsfreie Gesellschaft könne es nicht geben, aber eine Gesellschaft, die sukzessive immer diskriminierungsärmer werde.
Klima Challenge
Spielerisch in das Thema Nachhaltigkeit eintauchen konnten Studierende bei der KlimaChallenge2024. Im interaktiven Planspiel schlüpften sie in die Rolle von Entscheidungsträger*innen, Politiker*innen und Aktivist*innen und versuchten, die Erderwärmung bis 2100 auf unter 2°C zu begrenzen. Künstlerisch wurde es gegen Ende des Tages im Zukünfteworkshop. Die Teilnehmenden entwickelten gemeinsam mit dem Speaker und Impro-Schauspieler Martin Ciesielski und Prof. Dr. Caroline Rudzinska mit Elementen des Improvisationstheaters ein Zukunftsbild der HWR Berlin. Dass sich auch zahlreiche Forschende und Studierende mit den Themen Nachhaltigkeit und Diversität auseinandersetzen, wurde in der Postersession deutlich. An der HWR Berlin angesiedelte Forschungsprojekte beschäftigen sich beispielsweise mit der Erstversorgung nach sexualisierter Gewalt und Gewalt in Paarbeziehungen oder mit Diversitätsschulungen in der Verwaltung. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit wird rege geforscht, wie die Poster zum Projekt „klimaneutrale Sekundärprozesse im Krankenhaus“ oder zu „Zukunft findet Stadt“ zeigten. Ideen für eine nachhaltige Stadt aus der Sicht der nächsten Generation von Forschenden formulierten Studierende des Bachelorprogramms International Sustainability Management.
Der erste gemeinsame Tag der Nachhaltigkeit und Diversität hat die Verbindungen und Synergien zwischen den beiden Gegenwartsthemen sehr gut aufgezeigt; eine zweite Veranstaltung ist für nächstes Jahr geplant.