Neuigkeit | Nachhaltigkeit

Studierende entwickeln Lösungen für Unternehmen

Nachhaltige Lösungen für echte Unternehmen gesucht – und gefunden. Im Rahmen des Moduls »Service Design« haben sechs Studierendenteams innovative und nachhaltige Service Design Challenges erarbeitet.

13.12.2023

Auszug aus der Präsentation der Gruppe „Swarmlab“: So könnte ein „Grüner Klassenraum“ am Campus Lichtenberg aussehen. © Studierendenteam „Swarmlab“ der HWR Berlin

Zehn Wochen lang haben die sechs Studierendenteams aus dem 3. Fachsemester BWL/Dienstleistungsmanagement unter Anleitung von Professor Dr. Thomas Afflerbach nachhaltige Service Design Projekte erarbeitet. Durchgeführt wurde die Lehrveranstaltung im Team-Teaching-Format mit dem Modul „Engagement für Nachhaltigkeit“ von Prof. Dr. Silke Bustamante, Vizepräsidentin der HWR Berlin für Nachhaltigkeit.

Das große Ziel: nachhaltige Lösungen für die sehr verschiedenen Herausforderungen von drei Projektpartnern aus der Praxis zu finden.

Als Praxispartner waren dabei:

  • die GIG Unternehmensgruppe mit der Challenge (Re-)Design how employees can be sensitized and empowered to live and work more sustainably on the campus (=semi-open business park)
  • das Radialsystem V mit der Challenge (Re-)Design the water management experience for visitors of the Radialsystem, a Berlin event venue located near the Spree River, with a specific focus on preventing the wastage of drinking water
  • das Berliner Start-up Swarmlab mit der Challenge (Re-)Design the workplace of the future to make nature an experience for people, thereby raising awareness for the complex interrelations of our ecosystem

Je zwei Teams haben an einer Challenge gearbeitet und den Praxispartnern ihre Ergebnisse am 1. Dezember 2023 präsentiert.

Herr Prof. Afflerbach, was ist aus Ihrer Sicht der größte Benefit, den die Studierenden aus einem Projekt mit echten Unternehmen ziehen? 

Die von den Partnern eingebrachte Problem-/Fragestellung wird entlang des Service Design Prozesses bearbeitet um innovative, menschenzentrierte Lösungen zu entwickeln. Dabei funktioniert die Vermittlung von Service Design Denk- und Arbeitsweise inkl. der entsprechenden Tools am besten, wenn sie von den Studierenden auf eine reale Fragestellung angewendet werden. Gleichzeitig wird die Bandbreite der nachhaltigkeitsbezogenen Themen deutlich, mit welchen sich aktuell verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen beschäftigen.

„Nebenbei“ lernen die Studierenden auch noch, wie man erfolgreich mit Projektpartnern aus der Praxis kommuniziert, nicht nur im Rahmen der Durchführung des Projekts selbst, sondern auch wenn sie ihre Projektideen sowie deren Entwicklungsprozess in einer großen Abschlusspräsentation und in einer ausführlichen schriftlichen Dokumentation vorstellen. Somit erhalten sie Wertschätzung für ihre Arbeit, was aus meiner Erfahrung die Motivation und Ernsthaftigkeit bei der Bearbeitung enorm steigert.

Und das berichten die Studierenden: 

Um welche Herausforderung ging es in eurer Projektarbeit?

Unser Auftrag war es, eine naturnahen Arbeitsraum zu schaffen, der Biodiversität fördert und gleichzeitig die Naturverbundenheit der Arbeitenden stärkt. In der Lösungsfindung waren wir sehr frei, weshalb wir uns dann auf die HWR Berlin, vor allem den Campus Lichtenberg, fokussiert haben. Denn auch hier gibt es schließlich Arbeitsräume, denen es an Naturverbundenheit fehlt und auch wir als Studierende sowie die Mitarbeitenden der HWR Berlin möchten ansprechende Arbeitsräume genießen. Besonders herausfordernd war es, eine Lösung zu finden, mit der wir möglichst viele Personen ansprechen. In Experteninterviews haben wir sehr viele Perspektiven auf das Projekt „Naturnaher Arbeitsplatz“ (das war quasi unser Arbeitstitel) kennenlernen dürfen und haben dabei gemerkt, dass nicht alle die Motivation, das Interesse oder die Zeit mitbringen, sich mit einem solchen naturnahen Ort näher zu beschäftigen, geschweige denn, sich aktiv in der Pflege oder Instandhaltung eines solchen Arbeitsraumes einzubringen. Deshalb wollten wir möglichst wenig Eigenleistung auf die Konsumierenden unseres Angebots übertragen, um Menschen, die eher weniger an der Natur und an Nachhaltigkeit interessiert sind, nicht abzuschrecken. Dieser Gedanke hat sich so gut wie durch alle Phasen unserer Projektentwicklung gezogen.

Wie sieht eure Lösung aus? Welche Rolle spielte hierbei das Thema Nachhaltigkeit?

Unsere Lösung hat nun eine Zweiteilung. Zum einen möchten wir einen „Grünen Klassenraum“ anbieten, der auf der Grünfläche hinter Haus 6B aufgebaut werden soll. Der Raum soll Tische und Stühle aus Holz haben, die wie ein normaler Kursraum angeordnet sind. Um Ablenkung zu verhindern, möchten wir den Raum mit einer bepflanzten Pergola überdachen und mit Hecken sowie kleinen Blühwiesen rundherum abgrenzen. Damit schaffen wir Platz für insektenfreundliche Pflanzen. Die Tische sollen mit Außensteckdosen ausgestattet werden, um das Arbeiten mit Laptops und Tablets zu ermöglichen. Außerdem möchten wir sicherstellen, dass in dem Raum funktionsfähiges WLAN vorhanden ist. Darüber hinaus können wir uns vorstellen, eine ausfahrbare Leinwand oder Flipcharts in den Raum zu stellen - dabei müssen natürlich die verschiedenen Wetterlagen bedacht werden. 

Der zweite Teil unserer Lösung soll eine Lounge-Ecke sein, die etwas entfernt vom Outdoor-Kursraum angesiedelt werden soll. In der Lounge-Ecke sollen Outdoor-Sofas aus dem gleichen Material wie die Kursraummöbel in Grüppchen angeordnet und ggf. mit Polstern versehen werden. Zwischen den Grüppchen soll Platz sein für weitere Hecken und Beete mit insektenfreundlichen Pflanzen. 

Insgesamt möchten wir am Campus Lichtenberg mehr Blühwiesen anpflanzen, um mehr Insekten anzulocken und die Biodiversität auf der großen Fläche zu fördern.

Das Thema Nachhaltigkeit hat sich durch unsere gesamte Projektarbeit gezogen. Aus ökologischer Sicht haben wir natürlich darauf geachtet, dass wir die Natur so gut wie möglich in unsere Arbeit integrieren - da das ja auch unser Auftrag war. Ansonsten hoffen wir, mit diesen beiden Aufenthaltsorten einen Begegnungsort für Studierende und Mitarbeitende der HWR Berlin zu schaffen und dadurch das Kennenlernen untereinander und das gemeinsame Lernen zu fördern. Wir möchten erreichen, dass Studierende und Mitarbeitende auch in den kommenden Jahren einen Ort haben, an dem sie gerne ihre Pause verbringen. Der Kontakt zur Natur kann außerdem einen positiven Einfluss auf die eigene allgemeine Zufriedenheit haben. Demensprechend hoffen wir, unseren Mitstudierenden und den Mitarbeitenden der HWR Berlin ein Stückchen mehr Lebensqualität am Campus zu ermöglichen. 

Wie war es für euch, im Austausch mit einem realen Praxispartner zu stehen?

Für uns war es spannend, ein Projekt für einen realen Praxispartner zu entwickeln. Somit hatten wir dauerhaft das Gefühl, dass unser Projekt am Ende wirklich umgesetzt werden könnte und nicht bloß eine theoretische Überlegung bleibt. Im ersten Moment war es herausfordernd, die Erwartungen von unserem Praxispartner abzuschätzen. Tatsächlich konnten wir aber mit Herrn Glatthaar von Swarmlab ins Gespräch treten und sehr offen über gegenseitige Fragen sprechen. Und auch nach der Präsentation unseres Projekts konnten wir mit Herrn Glatthaar ein offenes Feedbackgespräch führen. Unsere positivste Erfahrung war meiner Meinung nach der Einblick in die Arbeit von einem Start-up wie Swarmlab. Wir konnten uns in die Perspektive von dieser Firma hineinversetzen, uns eine Lösung für den Campus Lichtenberg überlegen und haben parallel viel über Biodiversität und nachhaltige, naturnahe Arbeitsräume gelernt. 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für euch – im Studium und im täglichen Leben?

Ich persönlich finde das Thema Nachhaltigkeit spannend und auch sehr wichtig. In meinem täglichen Leben achte ich auf meinen Konsum und informiere mich regelmäßig zum Thema Klimaschutz, aber auch zu sozialer (Un)Gerechtigkeit. 

In meinem Studium hatte ich bisher zwei Module zum Thema Nachhaltigkeit. Dadurch habe ich das Thema Nachhaltigkeit auch noch einmal aus der Perspektive von Unternehmen kennengelernt. Ich finde es wichtig, dass jeder Studiengang zumindest einen Teil zum Thema Nachhaltigkeit beinhaltet. Schließlich sind wir, die Studierenden, diejenigen, die in einigen Jahren in allen möglichen Unternehmen arbeiten werden und dort eine positive Veränderung in Richtung nachhaltigerer Wirtschaftsweise bewirken können. Dazu brauchen wir allerdings das entsprechende Wissen, um auch einschätzen zu können, was alles gehen kann. 

Um welche Herausforderung ging es in eurer Projektarbeit?

Wir haben ein neues Nachhaltigkeitskonzept für die Eventlocation erstellt. 

Wie sieht eure Lösung aus? Welche Rolle spielte hierbei das Thema Nachhaltigkeit?

Wir haben uns auf verschiedene Aspekte bezogen: 

  1.   An- und Abfahrt: Wir haben ein Online-Ticket erstellt, welches die Eintrittskarte sowie ein BVG-Ticket ist. Es handelt sich hierbei um eine Kooperation zwischen dem Radialsystem und der BVG, so dass die Kunden beim Kauf eines Tickets direkt ein BVG-Ticket haben und so die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass die Kunden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. 
  2. Neues Abwassersystem: Es muss eine Strangsanierung in der Eventlocation erfolgen. Im Zuge dessen soll eine Grauwasser-Aufbereitung eingebaut werden und das gereinigte Wasser kann dann zur Reinigung oder zum Bewässern benutzt werden. 
  3. Pflanzenwand: Um das Klima und die Atmosphäre zu verbessern, haben wir eine Pflanzenwand vorgeschlagen, welche mit dem gereinigten Wasser versorgt werden kann. 
  4. Donation Tree: Um den Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit nicht außer Acht zu lassen, haben wir uns überlegt, im Eingangsbereich einen Baum aufzustellen, an dem Karten hängen mit QR-Codes, worauf verschiedene soziale Projekte unterstützt werden können. 
  5. Ätherische Öle: Das Radialsystem ist bereits sehr nachhaltig, was das Catering angeht. Wir haben uns überlegt, dass Essensreste kompostiert werden können. Die daraus entstandene Erde wird für das Anpflanzen von Kräutern benutzt, welche im Außenbereich sehr schön aussehen und zu Ölen verarbeitet werden können. Diese Öle können über Diffuser auch im Innenbereich eingesetzt werden. 

  Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für euch – im Studium und im täglichen Leben?

Das Thema Nachhaltigkeit spielt zu meiner Überraschung eine sehr große Rolle in unserem Studium. Ich finde das sehr gut und wichtig. In meinem privaten Leben mag ich es gern ausgeglichen, dennoch mache ich in meinem Rahmen alles Mögliche für die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz.