Warum Circular Economy?
Zehn Studierende der HWR Berlin reisten zum diesjährigen Circulaze Summit nach München, um dort mehr über das Thema zirkuläres Wirtschaften und Nachhaltigkeit zu erfahren. Ein Exkursionsbericht.
„Es geht nicht darum, die Welt [vor dem Klimawandel] zu retten, es geht darum, die Menschen zu retten!“ – Nach diesen Worten von Dr. Auma Obama wird die Notwendigkeit, echte Nachhaltigkeit zu leben, deutlich. Ein Schlüsselaspekt dabei ist die Förderung nachhaltiger Produkte, die durch das Schließen von Stoffkreisläufen entstehen – kurz gesagt, eine Circular Economy. Dass die Circular Economy und zirkuläre Produkte an Momentum gewinnen, ist in einigen Bereichen zu beobachten. So beschäftigen sich immer mehr Unternehmen damit, innovative Ideen zu entwickeln, um Materialstoffkreisläufe zu schließen. Bereits im Jahr 2020 präsentierte die EU ihren neuen Circular Economy Action Plan, begleitet von umfangreichen Veröffentlichungen zu dem Thema.
Um 9 Uhr morgens öffneten sich die Türen des House of Communication am Münchner Ostbahnhof für den Circulaze Summit, eine Veranstaltung, die sich dem zirkulären und nachhaltigen Wirtschaften widmet. Der Ton der Veranstaltung wurde bereits bei der Registrierung klar: Am Eingang warteten Kleinst-E-Autos, die während der Pausen zu Testfahrten dienten, ausgegebene Namensschilder wurden auf recyceltes Papier gedruckt und Getränke wurden ausschließlich in Mehrwegbehältern serviert.
Die Circular Economy, als zentrales Thema des Gipfels, definiert sich durch das Streben nach Schließung von „Loops“ in der Produktions- und Konsumkette. Im Gegensatz zum linearen Wirtschaftsmodell, das am Ende des Lebenszyklus Müll ohne klare Verantwortlichkeit hinterlässt, setzt die Circular Economy auf Strategien wie Teilen, Leasen, Wiederverwenden, Reparieren und Recyceln, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern.
In diesem Sinne bot der Circulaze Summit jungen Unternehmen eine Plattform, um ihre innovativen Ideen für ein zirkuläres Wirtschaften vorzustellen. Keynotes hoben die Dringlichkeit einer Veränderung des wirtschaftlichen Systems hervor, insbesondere im Kontext der Biodiversitätskrise und der begrenzten Ressourcen. Benedikt Franke, CEO der Münchner Sicherheitskonferenz, legte sogar nahe, dass zirkuläres Wirtschaften auch Teil der Überlegungen für die kommende Sicherheitskonferenz sein könnte, so „stay tuned“.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der eindringliche Appell von Auma Obama für die soziale Säule der Nachhaltigkeit, oft vernachlässigt neben den ökologischen und ökonomischen Aspekten. Ihr Ruf nach konsumkritischem Denken und partnerschaftlichen Beziehungen erhielt langen Applaus und betonte die Notwendigkeit einer umfassenden Nachhaltigkeit.
Der Circulaze Summit zeigte auf, dass die Ideen der Circular Economy mittlerweile u.a. durch Gesetzgebung (siehe Circular Economy Action Plan) im Mainstream angekommen sind. Große und kleine Unternehmen müssen sich verstärkt mit diesen Konzepten auseinandersetzen. Diese Entwicklung ist positiv, jedoch verbleiben auch kritische Fragen. Zukünftige Gipfel sollten Raum für die kritische Betrachtung des Circular-Economy-Systems bieten, insbesondere im Hinblick auf mögliche Zielkonflikte mit Klimastrategien und die Möglichkeit, alle „Loops“ zu schließen. Eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung würde der Veranstaltung sicherlich zusätzlichen Mehrwert verleihen.