Diskriminierung und Rassismus in der Polizei?
Vorstellung der Berliner Polizeistudie mit Christiane Howe Dienstag, 10. Januar 2023 ab 17 Uhr
Nach mehreren Vorfällen mutmaßlich rassistischen Verhaltens von Polizist*innen bzw. Polizeianwärter*innen hat der Berliner Senat 2021 den Auftrag für eine qualitative Untersuchung diskriminierender bzw. rassistischer Handlungsmuster erteilt. Die Berliner Polizeistudie war zunächst auf ein Jahr angelegt und wurde vom Zentrum für Technik und Gesellschaft an der TU Berlin unter der Leitung von Christian Howe erstellt. Beim FÖPS-Werkstattgespräch am 10. Januar 2023 stellte Frau Howe die Studie ausführlich vor: Zu Beginn erläuterte sie den theoretischen Ansatz von Alltagsrassismus, der als "Verständigungshintergrund" in vielen alltäglichen Beobachtungen und Bewertungen eingelassen ist. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, ob und in welcher Weise die in der Gesellschaft vorhandenen Muster von Diskriminierung und Rassismus sich im polizeilichen Wissen wiederfinden - und wie verhindert werden kann, dass die Polizei diskriminierend agiert. Die Untersuchung zielte dabei ausdrücklich nicht auf mögliche rassistische Einstellungen einzelner Beamter oder mögliche diskriminierende Diskurse unter Polizist*innen, sondern konzentrierte sich auf die Frage, inwiefern sich im Handeln und Verhalten der Polizist*innen in konkreten Einsätzen diskriminierend/rassistische Praktiken feststellen lassen. Dazu wurden einerseits Vertreter*innen potenziell betroffener Gruppen in themenzentrierten Experteninterviews befragt, wie sie das Handeln der Berliner Polizei wahrnehmen. Daneben wurden fünf Polizeidienststellen über jeweils dreieinhalb Monate ethnografisch begleitet. Die dabei gemachten Beobachtungen wurden von den Forscher*innen ausgewertet und in Feedback-Schleifen mit den Beteiligten diskutiert. All dies bildete die empirische Grundlage für den im Herbst 2022 vorgelegten Untersuchungsbericht.
Sie können den Vortrag von Christiane Howe hier anschauen:
Den kompletten Bericht der Berliner Polizeistudie sowie eine kurze Zusammenfassung können Sie hier herunterladen:
https://www.berlin.de/sen/inneres/presse/weitere-informationen/artikel.1252150.php
Die Ankündigung der Veranstaltung:
Die Polizei ist vielfach mit dem Vorwurf konfrontiert, in ihrer Arbeit rassistisch zu diskriminieren. In Berlin wurden mehrere interne Chatgruppen öffentlich, in denen sich Beamt:innen rechtsextrem oder menschenverachtend äußerten. Mehrfach wurde auch der Vorwurf erhoben, die Polizei agiere strukturell diskriminierend. Sowohl die Polizeiführung als auch die politisch Verantwortlichen bemühen sich um Aufklärung und Differenzierung.
Das Land Berlin hat deshalb eine qualitative Studie zu dem Thema beauftragt. Neben Expert:inneninterviews wurden ab Herbst 2021 fünf ausgewählte Dienstbereiche der Polizei Berlin knapp vier Monate lang durch ein fünfköpfiges Team in ihrem Berufsalltag teilnehmend beobachtet und beforscht. Die Untersuchung wurde vom Zentrum für Technik & Gesellschaft an der TU unter der Leitung von Christiane Howe durchgeführt. Sie sollte eine Bestandsaufnahme liefern sowie tragfähige Handlungsempfehlungen erarbeiten, wie diskriminierendes oder rassistisches Polizeiverhalten präventiv verhindert werden kann. Auf dem FÖPS-Werkstattgespräch werden die bisherigen Ergebnisse vorgestellt und anschließend mit Vertreter:innen der Berliner Polizei diskutiert. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Birgitta Sticher.
Christiane Howe ist Soziologin und leitet stellvertretend den Forschungsbereich Sicherheit - Risiko - Kriminologie am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin. Sie verantwortet dort den Schwerpunkt Migrations-, Raum- und Sicherheitsforschung.
Eine Veranstaltung des Forschungsinstituts für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS Berlin) der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR Berlin).