Prof. Dr. Martin Kutscha verstorben
Die HWR und das FÖPS Berlin trauern um den früheren Professor für Staats- und Verwaltungsrecht am Fachbereich Allgemeine Verwaltung, Prof. Dr. Martin Kutscha, der am 5. September 2022 verstorben ist.
Martin Kutscha wurde 1948 in Bremen geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Kiel, Marburg und Hamburg, abgeschlossen 1977 mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen sowie der Promotion zum Dr. iur., war Martin Kutscha zunächst als Rechtsanwalt tätig und dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl des Staatsrechtlers Prof. Dr. Ekkehart Stein an der Universität Konstanz. 1990 wurde er an unsere Hochschule auf eine Professur für Staats- und Verwaltungsrecht berufen, die er bis zu seinem Ruhestand 2013 mit großem Engagement ausfüllte.
Martin Kutscha war ein kritischer Jurist, der mit seinem profunden juristischen Fachwissen seine Kolleginnen und Kollegen von Anfang an beeindruckte und der gegenüber anderen Themengebieten, insbesondere aus der Politikwissenschaft und der Soziologie, offen war und den transdisziplinären Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen suchte. Für deren Forschungsfragen und -ergebnisse interessierte er sich stets und unterstützte diese mit seinen wertvollen und inspirierenden Kommentaren. Unvergessen sind die geselligen Runden, zu denen er einlud und die wie Symposien die geistige Nahrungsaufnahme mit wunderbaren Mahlzeiten verbanden. Dabei eilte ihm der Ruf eines ausgezeichneten Weinkenners voraus, dem er bei solchen Gelegenheiten mit großer Souveränität gerecht wurde.
Fachleuten und auch einer breiteren Öffentlichkeit war Martin Kutscha als gesellschaftspolitisch engagierter Wissenschaftler bekannt, der sich laufend in aktuelle Debatten einmischte und deren sachverständige Stimme in zahlreichen Anhörungen von Innen- und Rechtsausschüssen der Landtage und des Deutschen Bundestages gehört wurde. Von seinem unermütlichen Engagement zeugen seine Mitgliedschaften im Bundesvorstand der Humanistischen Union e.V., der deutschen Sektion der ILANA (International Association of Lawyers Against Nuclear Arms), der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen, deren Bundesvorsitzender er von 2000 bis 2004 war, sowie dem Institut für Weltanschauungsrecht, das er 2017 mitgründete und in deren Beirat er saß.
Martin Kutscha publizierte beständig in Fachzeitschriften und Journalen vor allem zu den Themengebieten Grundrechte, Datenschutz und innere Sicherheit. Hierneben befleißigte er sich in Online-Foren und beteiligte sich auch im Ruhestand an Podiumsdiskussionen an der HWR Berlin. Er verlor dabei sein Interesse an jungen Menschen und der Entwicklung ihrer Potenziale niemals und stand unserer Hochschule auch bis zuletzt als Betreuer von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten zur Verfügung.
Mit Martin Kutscha verliert die HWR Berlin und insbesondere der Fachbereich Allgemeine Verwaltung einen klugen Geist mit viel Herz, für viele Kolleginnen und Kollegen auch über den Ruhestand hinaus einen Freund, der sich immer freute, neben dem wissenschaftlichen Diskurs mit ihnen Empfehlungen für Kulturveranstaltungen, Bücher, Reiseziele oder auch Restaurants zu teilen. Die schönen Stunden, die wir mit ihm verbringen durften, beruflich wie persönlich, werden für immer in unseren Herzen bleiben.
Prof. Dr. Erik Kraatz
Dekan des Fachbereichs Allgemeine Verwaltung