Geh- und Radwegbrücke spart 24 Stunden Wartezeit pro Jahr
BauIng-Student*innen der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin entwerfen Brücke über Bundesstraße Alt-Friedrichsfelde. Konstruktionen im neuen mobilen Zeitgeist, zu sehen am Campus Lichtenberg.
Berlin, den 11. Februar 2022. Morgens zur Arbeit, an die Hochschule oder zum Amt und später den gleichen Weg zurück in Richtung S-Bahn. Um die Bundesstraße Alt-Friedrichsfelde an der in zwei Phasen geschalteten Fußgängerampel in Höhe des Bildungs- und Verwaltungszentrums zu überqueren, benötigen die Hunderte von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in einem Arbeitsjahr insgesamt einen ganzen Tag – und starke Nerven.
Die Bundesstraße B1 zieht sich hier wie eine dicke Hauptschlagader durch den Berliner Bezirk Lichtenberg, es pulsiert der Verkehr. Autos und tonnenschwere Lkw donnern stadtein- und stadtauswärts oder stehen im Stau. Auf beiden Straßenseiten und auf der schmalen Mittelinsel warten Menschen darauf, die per pedes oder Pedale unterwegs sind, dass die Ampel für sie auf Grün springt. Dafür brauchen sie einen langen Atem, wegen der Emissionen jedoch besser nicht einen zu tiefen.
Student*innen des dualen Studiengangs Bauingenieurwesen der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) wollten Abhilfe schaffen. Sie planten für den Weg zum Areal und ihrem Campus eine Geh- und Radwegbrücke. Dafür erstellten sie Lage- und Baupläne, entwarfen Konstruktionen, berechneten in einem ersten Entwurf die Statik und Kosten und nahmen die Bauplanung vor für einen „Lichtenberger Bogen zur Bildung“. Zu sehen sind die vielfältigen Entwürfe für einen innovativen und nachhaltigen Kompromiss in Form einer Überführung, die dem Bildungsstandort und dem Zeitgeist gerecht wird, im Foyer des Hauses 6b der HWR Berlin, Alt-Friedrichsfelde 60 in 10315 Berlin.
Das Projekt im Rahmen des Brückenbau-Seminars im dualen Studiengang Bauingenieurwesen selbst war eine in jeder Hinsicht praktische Alternativlösung. Wegen der Covid19-Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen waren Lehre und Klausuren in Präsenz lange nicht möglich. Die künftigen Bauingenieur*innen und ihr Dozent schwenkten deshalb um auf eine umfangreiche Abschlussarbeit zu diesem Bauvorhaben mit reellem Potenzial. Der langjährige Lehrbeauftragte am Fachbereich Duales Studium der HWR Berlin, Diplomingenieur Robert Geyer, gab seinen Student*innen die Aufgabe, den Stadt- und Straßenverkehr durch eine Geh- und Radwegbrücke langfristig zu entlasten, den multifunktionalen Gebäudekomplex aus Ämtern und Hochschule nachhaltig und für alternative Mobilität anzubinden. Denn damit würde im doppelten Wortsinne auch eine Brücke geschlagen zur geplanten Radschnellstraße, die die östlichen und südöstlichen Bezirke Berlins mit dem Berliner Ring im Norden und der A 113 im Süden verbindet – ein Gewinn für das Image und die verkehrstechnische Vernetzung des Bezirks Lichtenberg.
Rechts und links entlang der achtspurigen Fahrbahn ragen bis zu zwanziggeschossige Hochhäuser in der für die DDR typischen Plattenbauweise empor, nach der Bauhaus-Maxime „form follows function“. Zwischen den Großwohnsiedlungen, errichtet bis in die 1990er Jahre, befindet sich der weitläufige Bildungs- und Verwaltungskomplex. Hier, nördlich des Tierparks, sind Büros des Statistik-, Gesundheits-, Sozial- und Umwelt- und Naturschutzamtes untergebracht. Alt-Friedrichsfelde 60 ist auch die Adresse des Standorts Lichtenberg der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. An diesem Campus studieren rund 5 000 angehende Verwaltungsinformatiker*innen und -rechtler*innen, Rechtspfleger*innen und Immobilienrechtler*innen, künftige Kriminal- und Polizeikommissar*innen sowie dual Studierende in 18 betriebswirtschaftlichen und technischen Disziplinen.
Die neue Geh- und Radwegbrücke soll all den Passant*innen jährlich nicht nur 24 Stunden Wartezeit ersparen, sondern als stilvoller Kontrast auch einen optisch positiven Akzent im Stadtteil setzen. Die Student*innen entwarfen zum Beispiel eine Fachwerkbrücke mit tragenden Holzelementen. Der nachhaltige und nachwachsende Werkstoff soll aus regionalen Forstwirtschaft stammen, ein hochwertiger Holzschutz eine Nutzungsdauer von 80 Jahren garantieren. Ein anderes Modell besticht durch eine ausladende Rampenkonstruktion, will visuelle Verbindungen zu den Gebäudekomplexen entlang der Straße schaffen. In jedem Fall wird die Brücke barrierefrei.
Ein Student entwarf eine Röhre mit ovalen Holzbögen oberhalb des Tragwerks, die sich wie eine Knospe öffnen. Er sieht darin den Hochschulcampus versinnbildlicht, Bildung und Wissen als „Blüten der Zukunft“. Alle vorgeschlagenen Konstruktionen gliedern sich funktional und architektonisch in städtebauliche Umgebung ein und sind zugleich Ausdruck der Weiterentwicklung in der Denkweise über Architektur und Mobilität, eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Diese Pressemitteilung erscheint im Rahmen des Themenjahres »Wir machen Berlin«.
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