Students4Refugees an der HWR Berlin
Erste Summer School für Geflüchtete an der HWR Berlin erfolgreich zu Ende gegangen
Naheed Mirzad aus Afghanistan studierte in Kabul Rechtswissenschaften und arbeitete in einer Bank, bis sie vor den islamischen Taliban aus ihrer Heimat fliehen musste. Seit fast zwei Jahren lebt die 26-jährige mit ihrer Mutter in Berlin und hält stolz und glücklich ihr Abschlusszertifikat in der Hand. Die junge Afghanin hat zusammen mit Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Irak, Algerien, Ägypten und Palästina einen Monat lang die Summer School „Students4Refugees“ an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin absolviert, der ersten Summer School für Geflüchtete.
Das Besondere, Studierende der HWR Berlin moderierten während der vorlesungsfreien Zeit ehrenamtlich die Seminare. „Das hat mir sehr gut gefallen, und ich habe viel gelernt, nicht nur über Accounting und Banking“, erzählt Mirzad. „Die HWR-Studierenden haben die Kurse richtig professionell gestaltet, sind jung wie wir und trotzdem so talentiert und unterrichten schon wie erfahrene Dozent/innen“, ist die Neu-Berlinerin begeistert.
Auf dem englischsprachigen Workshop-Programm der Summer School standen neben landeskundlichen Themen zum Beispiel Einführungskurse in die Betriebswirtschaftslehre, Cross-Cultural Communication, Präsentationstechniken und Marketing. Der Studientag begann mit Gesprächsrunden auf Deutsch, in denen die Teilnehmer/innen ihre Sprachkenntnisse aufbauen und vertiefen, sich kennenlernen konnten. „Wir haben viel voneinander gelernt“, bestätigt Christin Eichhorn, eine der 32 Referent/innen. Sie studiert mit ihrer Schwester im dualen Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre in der Fachrichtung Bank. Gemeinsam haben sie Seminare über Geld und zum Bankensystem gehalten, Niedrigzinspolitik und Eurokrise erklärt. „Ich finde es wichtig, Geflüchtete mit unterschiedlichem Hintergrund in unsere Kultur einzubinden, ihnen unseren Alltag und Hintergründe nahezubringen. Das geht am besten von Mensch zu Mensch“, ist Konstanze Eichhorn überzeugt und begründet damit die Motivation der beiden Schwestern, an dieser Summer School mitzuwirken. „Wir wollen helfen und mit der Wissensvermittlung auch eine Startgrundlage Geflüchtete legen.“
Die Summer School "Students4Refugees“ ist eine Initiative der HWR Berlin, die Geflüchtete und Studierende der Hochschule zusammenbringt. „Das selbstverständliche Engagement unserer Studierenden macht uns stolz“, sagt Prof. Dr. Susanne Meyer, Vizepräsidentin für Studium und Studierendenservice, und hebt hervor, dass die studentischen HWR-Referent/innen deutsche, vietnamesische, russische, ungarische, kurdische oder armenische Wurzeln haben. „Wir können zusammen leben, wenn wir miteinander sprechen, aufeinander zugehen“, betont Meyer während der Zertifikatsübergabe und richtet sich damit sowohl an die Absolvent/innen, als auch an Organisator/innen und Referent/innen der Summer School, die sie als „Teil der gelebten Verantwortung der HWR Berlin“ charakterisiert.
Lernen durch bürgerschaftliches Engagement ist auch Grundgedanke des Kurses „Service Learning in der Flüchtlingsarbeit“, den die HWR Berlin in ihrem Studium Generale anbietet. Ein weiteres Beispiel ist das studieneinführende Programm „Join Us and Study – JUST“, das Anfang Oktober in die zweite Runde startet. Durch das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Programm können sich Geflüchtete an der HWR Berlin als Gaststudierende einschreiben und auf ein Studium an einer Hochschule in Deutschland vorbereiten. Zudem haben Geflüchtete die Möglichkeit, als Gasthörer/innen an der HWR Berlin zu studieren. Die kostenlose Teilnahme an ausgewählten Lehrveranstaltungen in deutscher und englischer Sprache ist für in Berlin lebende Flüchtlinge auch dann möglich, wenn sie noch keine Zusage für einen Studienplatz erhalten haben.
Naheed Mirzad hofft, dass sie bald auch regulär studieren darf in Deutschland, interessiert sich für ein Studium im Bereich Management und Rechtswissenschaften. Einer der Teilnehmer der Summer School „Students4Refugees“ bleibt nach dem Sommer an der HWR Berlin, wird zum Wintersemester sein Studium im Bachelor-Studiengang „Verwaltungsinformatik“ aufnehmen.