Davon, dass Sie fragen, davon profitieren viele
HWR Berlin vergibt Politeia-Preis an beste Studierendenarbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung. Denise Verch hat ökonomisches Empowerment von Frauen durch Mikrofinanzierung in Indien untersucht
„Es geht immer alles viel zu langsam“, sagt Katja von der Bey, die zur diesjährigen Verleihung des Politeia-Preises an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) die Laudatio hielt. Sie ist Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied der Frauengenossenschaft WeiberWirtschaft und setzt sich als Feministin und Aktivistin dafür ein, dass der Gender Income Gap irgendwann Geschichte, Sorgearbeit anerkannt und Frauen in Führungsetagen Normalität werden. Eine gerechtere Gesellschaft ist erfolgreicher, weiß die Historikerin.
Diese Kernaussage könnte als Überschrift und Fazit der mit dem Politeia-Preis 2020 ausgezeichneten Bachelorarbeit von Denise Verch dienen. Die Absolventin des Studiengangs Economics an der HWR Berlin hat „Ökonomisches Empowerment von Frauen in Indien. Die Rolle der Mikrofinanzierung“ untersucht, deren Chancen und Grenzen aufgezeigt. „Armut und mangelnde Selbstbestimmung sind speziell in ländlichen Regionen Indiens leider vielerorts noch allgegenwärtig. Mikrofinanzierung kann Frauen eine Möglichkeit bieten, sich sowohl ökonomisch als auch sozial zu empowern“, konstatiert die Preisträgerin. Zugleich verweist sie auf Risiken wie die Gefahr einer Verschuldung und der zunehmenden Kommerzialisierung der langfristigen monetären Unterstützung. Verch warnt davor, dass die Idee der speziell auf Frauen zugeschnittenen Mikrofinanzierung für Profite ausgenutzt werden könnte und verstärkt hingeschaut werden muss, wie die Anbieteragenturen arbeiten. Selbsthilfegruppen spielen dabei eine wichtige Rolle, so Verch. Denn sie leisten Aufklärungsarbeit und fokussieren auf soziales Empowerment in Kleingruppen.
Die Erstbetreuerin der Bachelorarbeit, Prof. Dr. Christiane Teipen, die an der HWR Berlin eine Professur für Gesellschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssoziologie hält, würdigt die Arbeit als „kluge und differenzierende Dokumentation“, die die entwicklungspolitischen Aspekte von Frauen in schwierigen ökonomischer Lage hin zu einem selbstbestimmten Leben aufgreift.
Katja von der Bey sagt an alle der Ausgezeichneten gerichtet: „Davon, dass Sie fragen, davon profitieren viele.“
Seit 2001 prämiert die HWR Berlin die besten Studierendenarbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung mit dem mit 1 000 Euro dotierten Politeia-Preis und lobt zusätzlich Politeia-Medaillen aus.
Politeia-Medaillen erhielten:
- Jennifer Captuller, Absolventin des Bachelorstudiengangs Öffentliche Verwaltung, für ihre Bachelorarbeit „Geschlechtertheorien als Erklärungsansatz für ungleiche Verteilung der Sorgearbeit von Frauen“
- Carla König, Absolventin des Masters International Economics am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, für ihre Masterarbeit „The UN Resolution on Women, Peace and Security - A Critical Policy Analysis of the National Action Plan of Nigeria (2017-2020)“
- Natalja Opferkuch, Absolventin des Diplomstudiengangs Rechtspflege, für ihre Diplomarbeit „Zündstoff Kopftuch. Zur Vereinbarkeit des Berliner Neutralitätsgesetzes mit den Art. 4, Art. 33 und Art. 3 des Grundgesetzes“.
Politeia-Preis zur Frauen- und Geschlechterforschung der HWR Berlin
Der Wettbewerb um den Politeia-Preis und die Politeia-Medaillen ist neben Stipendienprogrammen und einem Promotionsprogramm für Fachhochschulabsolventinnen, vorgezogenen Berufungen für Professorinnen, einer Reihe von familienpolitischen Serviceangeboten und der Genderforschung einer der Bausteine der praktizierten und auf Chancengleichheit orientierten Hochschul- und Personalpolitik. Dafür erhielt die HWR Berlin mehrmals in Folge das Total-E-Quality-Prädikat.
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Birte Skrzypczak
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