"Man kann kein Problem lösen, dessen Ausmaß man nicht kennt"

Die Aufdeckung einer rechtsextremen Chatgruppe in der nordrhein-westfälischen Polizei markiert nur eins der zahlreichen Vorkommnisse der letzten Wochen, die das Vertrauen in die Polizei erschüttert haben. Deshalb fordern NGOs, Wissenschaftler und Medien immer wieder eine Studie über rechtsextremistische bzw. rassistische Einstellungen unter Polizisten, die das Ausmaß des Problems klären könnte. Der Bundesinnenminister lehnt eine solche Studie bisher ab. In seinen Augen verenge dies den Blick, wenn sich eine Studie nur auf die Polizei konzentriere. Über die Verbreitung autoritär bis rechtsextremer Einstellungen in der deutschen Bevölkerung, ihre Erscheinungsformen und Ursachen liegen indes seit Jahren umfangreiche Befunde vor, etwa durch die sogenannten Mitte-Studien (seit 2006) bzw. die Leipziger Autoritarismus-Studien (seit 2018). Was die Verbreitung entsprechender Haltung unter Polizisten angeht herrscht dagegen Unklarheit. Christoph Kopke weist darauf hin, dass die letzten empirischen Befunde zur Verbreitung (rechts)extremer Einstellungen in der deutschen Polizei mittlerweile 20 Jahre alt sind. Das ist angesichts der immer wiederkehrenden Vorfälle, der zunehmenden Radikalisierung und Gewaltbereitschaft rechtsextremer Kreise sowie der neueren Forschungsansätze zur Erfassung auch unbewusster, vorurteilsbehafteter Einstellungen eine große Lücke. "Es geht nicht darum, die Polizei vorzuführen, sondern darum zu schauen, wie viele dieser Einzelfälle sind denn wirklich vorhanden und wie kann man dem entgegen treten", so Christoph Kopke.

Christoph Kopke (2020): Wie wichtig sind Studien zu Rassismus bei der Polizei? (Der schöne Morgen). RadioEins, 21.09.2020. Online verfügbar unter https://www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/_/wie-wichtig-sind-studien-zu-rassismus-bei-der-polizei-.html.

Ausführlicher zum Thema:
Kopke, Christoph (2019): Polizei und Rechtsextremismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 69 (21/23), S. 36-42.