Neuigkeit | Forschung am FÖPS

Auswahlverfahren der Hamburger Polizei überprüft

Von der richtigen Personalauswahl hängt auch bei der Polizei viel ab. Das Forschungsprojekt POLNACH überprüfte die Eignung verschiedener Auswahlverfahren bei der Hamburger Polizei.

25.10.2019 — Sven Lüders

Veranstaltungsaufnahme

Welche Anforderungen stellt die Polizei an ihre Bewerberinnen, mit welchen Tests lassen sich diese Anforderungen am besten abfragen – und wie gut ist die Bewerber*innenauswahl, welche die Polizei auf der Grundlage ihrer Einstellungstests vornimmt? Das sind einige der Fragen, denen das Projekt POLNACH unter Leitung von Prof. Dr. Wim Nettelnstroth in den letzten 18 Monaten nachging. Einen komprimierten Einblick in die Ergebnisse dieser Untersuchung präsentierte Nettelnstroth bei einem FÖPS-Werkstattgespräch am 23. Oktober 2019 – zweieinhalb Jahre nachdem er die Idee einer empirischen Prüfung polizeilicher Anforderungsprofile in der gleichen Veranstaltungsreihe vorgestellt hatte. Seine damalige Anregung hatte die Hamburger Polizei aufgegriffen und Wim Nettelnstroth mit der Umsetzung beauftragt.

POLNACH sollte für die Personalgewinnung der Hamburger Polizei drei konkrete Fragestellungen beantworten:

  • Welche Persönlichkeits-Dimensionen sollte ein Anforderungsprofil für das polizeiliche Einstiegsamt enthalten?
  • Welche Auswahlverfahren (einzeln bzw. kombiniert) prognostizieren am besten den späteren Ausbildungs- und Berufserfolg der Bewerber*innen?
  • Welche der bisher von der Hamburger Polizei genutzten Auswahlverfahren verfügen über eine prognostische Validität (für den Ausbildungs- und Berufserfolg)?

Die Forschung fand an einer repräsentativen Stichprobe der Hamburger Polizei statt, die aus 533 Polizeianwärter*innen (für den mittleren bzw. gehobenen Dienst) sowie 231 Polizist*innen im Einstiegsamt (mit max. 5 Jahren Berufserfahrung) bestand. Mit ihnen wurden die verschiedensten Einstellungs- und Persönlichkeitstest durchgeführt, anschließend ihre jeweiligen Testergebnisse mit den aktuellen Ausbildungsnoten (bei den Anwärter*innen) bzw. Abschlussnoten (bei den Berufsanfängern), einer Selbsteinschätzung der Probanden sowie einer Beurteilung der Vorgesetzten in Beziehung gesetzt.

Mit dem aufwändigen Forschungsdesign konnten vor allem Persönlichkeitsfaktoren und kognitive Verfahren identifiziert werden, die die Ausbildungs- bzw. Studienleistungen bzw. die berufliche Zufriedenheit der angehenden Polizist*innen bis zu einem gewissen Grad vorhersagen können. Unter den Einzelverfahren wiesen die Tests auf Kohärenzsinn und Engagement sowie der Situational Judgement Test die stärkste prognostische Aussagekraft aus. Zwei klare „Gewinner“ gab es auch auf die Frage, welche Persönlichkeitsmerkmale die polizeilichen Vorgesetzten, die Ausbilder und Kolleg*innen am höchsten bewerten: Dabei wurden durchweg eine „Reflektierte Einstellung“ sowie ausgeprägte „Einsatzbereitschaft und Interesse“ als ausschlaggebende Faktoren für den Berufserfolg der Studierenden/Berufsanfänger*innen genannt.

Die Folien des Vortrags von Prof. Dr. Nettelnstroth können bei der FÖPS-Geschäftsführung (foeps-office(at)hwr-berlin.de) abgerufen werden. Zentrale Befunde des Projekts POLNACH wurden mittlerweile als Themenheft „Personalpsychologie in der Polizei“ der Zeitschrift Polizei & Wissenschaft (Heft 4/2019) publiziert.