Studie und Fachkonferenz »Flexibles Arbeiten in Führung«
Flexible Arbeitsmodelle sind Karrierebremse für Führungskräfte – noch
Teilzeit, Jobsharing und Homeoffice wirken sich zwar auch bei Führungskräften positiv auf Motivation, Produktivität und Kreativität aus. Allerdings gibt ein Drittel der leitenden Angestellten und Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder an, die Nutzung flexibler Arbeitsmodelle wirke sich negativ auf ihre Karrierechancen aus und setzt deshalb weiter auf Vollzeit, Überstunden und Präsenz. Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin und die EAF Berlin stellten am 17. März 2016 in Berlinauf der Fachkonferenz „Flexibles Arbeiten in Führung“ die Ergebnisse der Studie „Arbeiten 4.0 – Führen 4.0“ vor. Rund 800 Führungskräfte der Privatwirtschaft waren dafür befragt worden.
Um gute Führungskräfte zu gewinnen und zu halten, bieten nicht nur große, etablierte Unternehmen in Deutschland inzwischen flexible Arbeitsmodelle an. Das Spektrum reicht von der Vertrauensarbeitszeit, über Homeoffice bis zur mehrmonatigen Freistellung im Rahmen eines Sabbaticals. Doch da leitende Beschäftigte die negativen Effekte auf ihren Verantwortungsbereich und um ihre Karrierechancen fürchten, bleibt die Nachfrage weit hinter dem Angebot zurück. So besteht zwar in 82 % der untersuchten Unternehmen für Manager/innen die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, tatsächlich machen jedoch nur 15 % davon Gebrauch. Gleiches gilt für die Elternzeit. Nur bei flexiblen Arbeitszeiten (65 %) und beim Homeoffice (37 %) ist das Verhältnis ausgewogener.
Vor allem Nachwuchsführungskräfte wollen keine Karriere mehr um jeden Preis. Auch das ergab die Befragung der EAF Berlin in Kooperation mit der Führungskräftevereinigung ULA. Zeitliche Souveränität und Spielräume in der Arbeitsgestaltung fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und die Gleichstellung von Frauen und Männern. So würdigen die befragten Manager/innen die deutliche Verbesserung hinsichtlich der Work-Life-Balance und der Lebensqualität (69 %), der Motivation (63%), der Produktivität (58%) und der Kreativität (57%).
Um die Barrieren zu identifizieren, die Führungskräfte davon abhalten, das Potenzial flexibler Modelle auszuschöpfen, und dem entgegenzuwirken, entwickelten die HWR Berlin und die EAF Berlin auf der Grundlage der durchgeführten Interview-Workshops und der Befragungsergebnisse einen Leitfaden zu Erfolgsfaktoren innovativer, flexibler Arbeitsmodelle in Wirtschaft und Wissenschaft. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Weiterführende Informationen:
Die vollständige Auswertung der Führungskräftebefragung „Arbeiten 4.0 – Führen 4.0“ wird am 17.03.2016 im ULA Manager Monitor veröffentlicht.
Über das Projekt „Flexship“
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und die EAF Berlin untersuchen im Projekt „Flexship: Flexible Arbeitsmodelle für Führungskräfte“ Erfolgsfaktoren innovativer Arbeitsmodelle in Wirtschaft und Wissenschaft. Praxispartner sind die Deutsche Bahn, die Deutsche Post DHL, die Deutsche Telekom, die Max-Planck-Gesellschaft sowie die Leibniz-Gemeinschaft. Fokusgruppen-Workshops in den beteiligten Partnerorganisationen sind Kernstück des Projektes. Ein Leitfaden informiert über flexible Arbeitsmodelle und gibt praktische Hinweise zur Nutzung und Umsetzung in Organisationen.