Mit der Praxis forschen
Seit zehn Jahren setzen vier Berliner Fachhochschulen ihre Forschungskompetenz für KMU und gemeinnützige Organisationen in der Region ein. Wissenstransfer zum gegenseitigen Nutzen.
FindMyBike ist eines von inzwischen 84 Forschungsprojekten, die durch das Institut für Angewandte Forschung Berlin (IFAF) ins Rollen gebracht wurden. Wissenschaftler/innen vom Forschungsinstitut für öffentliche und private Sicherheit (FÖPS) der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin und der Beuth Hochschule für Technik Berlin erarbeiteten gemeinsam mit der Berliner Firma noa Technologies und dem Landeskriminalamt Berlin rechtliche und technische Konzepte für die Übertragung von Standortdaten zur Aufklärung von Fahrraddiebstählen. Konkrete Probleme, kooperative Forschung, anwendbare Lösungen und deren Umsetzung in die Praxis – dafür steht das IFAF.
2009 gründeten die vier staatlichen Berliner Fachhochschulen (Alice Salomon Hochschule Berlin, Beuth Hochschule für Technik Berlin, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) mit Unterstützung des Landes Berlin das Institut für Angewandte Forschung Berlin. Der Hochschulverbund stellt die vielfältigen wissenschaftlichen Kompetenzen seiner Wissenschaftler/innen in den Dienst von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie gemeinnützigen Organisationen in Berlin und der Hauptstadtregion. 280 Unternehmen und Non-Profit-Organisationen zählt das IFAF bereits zu seinen Praxispartnern.
Der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, würdigte in seiner Festrede zum 10. Jubiläum des IFAF am 19. November 2019 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften das Verbundforschungsinstitut als wichtigen Impulsgeber und hob dessen besonderen Charakter hervor: „Die einzigartige Kooperation zwischen Wissenschaftseinrichtungen, Wirtschaft und gesellschaftlichen Institutionen ist zum Markenkern geworden“, sagte Krach. Er versicherte, dass der Berliner Senat Wissenschaft und Forschung stärken wolle, da die Entwicklung Berlins eng mit den Universitäten und Hochschulen der Stadt verbunden sei und sie eine „zentrale Rolle für die Zukunftsfähigkeit Berlins“ einnehmen.
Rund 800 Professorinnen und Professoren lehren und forschen an den vier IFAF-Fachhochschulen. Prof. Dr. Claudius Ohder, Vizepräsident der HWR Berlin, verweist auf das „große Potenzial der interdisziplinären Zusammenarbeit, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Blickwinkeln mit gleichen fachlichen Augen angewandte Forschung mit der und für die Praxis betreiben und evidenzbasierte Lösungen erarbeiten“, so Ohder. Unterstützt werden sie in den Forschungsprojekten hochschulübergreifend von Wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen und Studierenden.
An jeder der beteiligten Hochschulen gibt es ein Kompetenzzentrum. Forschungsschwerpunkte sind Ingenieurwissenschaften, Angewandte Informatik, Integration und Gesundheit, Wirtschaft und Verwaltung. Diese Themenvielfalt und Interdisziplinarität ist die Basis für den Transfer in die Praxis. Das IFAF erhöht die Sichtbarkeit der Forschung an Fachhochschulen und ihrer Vernetzung mit der Praxis, baut Brücken zu mittelständigen Unternehmen und gesellschaftlichen Einrichtungen, denen oft Kapazitäten und Mittel für eigene Entwicklungsvorhaben zur Verbesserung oder Neuentwicklung von Prozessen, Dienstleistungen oder Produkten fehlen.
Aktuell baut das IFAF ein Innovation Lab auf, in dem Akteur/innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam auf Basis konkreter, relevanter Fragestellungen Projektideen entwickeln.
Kompetenzzentrum Wirtschaft und Verwaltung an der HWR Berlin
Die Forschungsschwerpunkte des Kompetenzzentrums Wirtschaft und Verwaltung konzentrieren sich auf ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns, mit einem spezifischen Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Weitere Förderschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Marketing, Umwelt und Nachhaltigkeit, Gender und Diversity in der Ökonomie, Entrepreneurship, KMU, Familienunternehmen, Wirtschafts- und Verwaltungsinformatik sowie Sicherheitsforschung. Die HWR Berlin war bisher an 35 IFAF-Projekten beteiligt. Das IFAF förderte zudem den Ausbau des Clusters Robotik-Forschung und finanziert im Jubiläumsjahr das B*Lab, ein Experimentallabor für Markenforschung.