Neuigkeit | 18. Nachhaltigkeitsforum

Die Zukunft des nachhaltigen Wirtschaftens

Nachhaltiges Wirtschaften in der digitalisierten Welt war das Thema des 18. Nachhaltigkeitsforums. Während des Forums wurde der bisherige Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit (INa) verabschiedet.

13.11.2018

Prof. Holger Rogall, der ehemalige Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit der HWR Berlin, beim 18. Nachhaltigkeitsforum

Anlässlich des 18. Nachhaltigkeitsforums an der HWR Berlin am 5. November plädierte Prof. Holger Rogall dafür, Forschung und Lehre im Bereich der nachhaltigen Ökonomie weiterhin zu fördern und auszubauen. Die Menschheit stehe heute an einer entscheidenden Weggabelung, so Rogall. Einzig denkbare Alternative zu einem nachhaltigen Wirtschaften seien Klima- und Ressourcenkriege in nicht allzu weit entfernter Zukunft: „Ein ‚Weiter so!‘ scheidet aufgrund der Probleme aus – wir können als Zivilisation nur überleben, wenn wir unsere Wirtschaftsweise völlig umkrempeln.“ Die Grundlagen für eine Lösung der „größten Herausforderung der Menschheit“ seien vorhanden, sagte Rogall in einer Rede, die seinen Abschied als Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit der HWR Berlin (INa) markierte. Die Veranstaltung wurde von der Gesellschaft für Nachhaltigkeit (GfN) in Kooperation mit dem INa organisiert.

Im Fokus einer vom Politik- und Kommunikationsberater Thomas Viertel moderierten Podiumsdiskussion stand die Frage nach der Zukunft des nachhaltigen Wirtschaftens in der digitalisierten Welt. Für Prof. Nina Michaelis, die als Dozentin für Nachhaltige Ökonomie und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der FH Münster lehrt, stellen die neuen Technologien letztlich nur ein Mittel zum Zweck dar. Im Hinblick auf die drängenden Probleme im Zeitalter des immer offensichtlicher werdenden Klimawandels sprach sie sich für einen grundlegenden Wertewandel aus: „Wir brauchen eine gesellschaftliche Diskussion darüber, was wir mit den Möglichkeiten der digitalen Medien erreichen wollen.“

Die Hochschulen, so Michaelis, sollten wieder stärker die Vermittlung von Werten in den Mittelpunkt der Lehre rücken. Eine ähnliche Meinung vertrat Prof. Anja Grothe, Dozentin für Nachhaltigkeitsmanagement an der HWR Berlin, die sich kritisch zur derzeitigen Situation an den Bildungseinrichtungen äußerte. Zwischen den Podiumsteilnehmern herrschte Konsens, dass es dazu ein Pflichtmodul Nachhaltigkeit in der Ausbildung der Schlüsselkompetenzen geben muss. Einige Hochschulen sind bereits dabei, ein solches Modul fest in den Curricula zu verankern.   

Als positives Signal wertet Grothe hingegen die aktuelle Forderung des Berliner Senats. Einen durchaus zuversichtlichen Blick in die Zukunft wagte Prof. Tobias Popović vom Zentrum für Nachhaltiges Wirtschaften und Management (ZNWM) an der HFT Stuttgart: Der „Action Plan for Sustainable Finance“ der EU-Kommission, dessen Ziel es u.a. ist, Kapitalflüsse hin zu einer Nachhaltigeren Wirtschaft zu lenken, könnte aus seiner Sicht Anlass zur Hoffnung sein.

Der Podiumsdiskussion vorausgegangen waren zwei Redebeiträge, in denen der Fokus weniger auf Digitalisierung als vielmehr auf der Dringlichkeit des nachhaltigen Wirtschaftens lag. Im Mittelpunkt des Interesses für Prof. Peter Hennicke, Mitglied im Club of Rome und bis zu seinem Ruhestand Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, steht die folgende Frage: Ist es möglich, das Bruttoinlandsprodukt komplett vom Verbrauch der natürlichen Ressourcen zu entkoppeln? Diese Frage, so Hennicke, ziele auf eine Transformation des gesamten Gesellschaftssystems ab. Als Bundesvorsitzender des Vereins NaturFreunde Deutschlands sowie ehemaliger Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt forderte Michael Müller die Gründung eines Nachhaltigkeitsausschusses im Bundestag. Dieser Ausschuss solle ähnlich umfangreiche Kompetenzen erhalten wie der Haushaltsausschuss und jeden Beschluss des Bundestags stoppen können, der nicht den Prinzipien und Managementregeln der Nachhaltigkeit entspricht.